der antirassistische newsletter für
dessau und umgebung

<home><16.02.2004>

Sagt nicht, ihr hättet von nichts gewusst Die Chronik Teil 8

| 2004

Dessau, 10. Januar 2004; Am Dessauer Hauptbahnhof kommt es gegen 18.00 Uhr zu einer regelrechten Hatz auf einen linken Jugendlichen. Circa 20 Neonazis, die vermutlich von dem unten erwähnten rechtsextremen Aufmarsch in Berlin zurück kamen, lokalisieren den Betroffenen in der Bahnhofsunterführung und beleidigen ihn mit Sprüchen wie: "Drecksau!", "Verpiss dich!! und "Zecke verrecke!". Als der Jugendliche sich entschließt, sich aus der gefährlichen Situationen zu entfernen, jagen die Neonazis ihm nach, einige von ihnen vermummen sich zu dem bei der Verfolgung. Nach dem der Gejagte in einem Gleisbett ins Straucheln gerät gelingt es ihm schließlich, unter einem Eisenbahnwaggon abzutauchen. Von dort informiert er telefonisch die Polizei. Diese trifft allerdings nach 15 Minuten immer noch nicht am Tatort ein. Der Betroffene verlässt seinen Unterschlupf nach einer Viertelstunde, ohne weiter behelligt zu werden. Offensichtlich haben die neonazistischen Angreifer die Szenerie bereits verlassen.
An der Hatz war nachweislich der stadtbekannte Dessauer Neonazis Clemens W. beteiligt.

Berlin/Dessau, 10. Januar 2004; Etwa 300 Neonazis marschieren im Berliner Stadtteil Lichtenberg unter dem Motto: "Weg mit dem Landserurteil - Musik ist kein Verbrechen" auf. Unter den AufzugsteilnehmerInnen befinden sich auch circa 15-20 Rechtsextremisten aus der Region Dessau. Ein bekanntes Transparent der Dessauer Neonazigruppe "Freie Nationalisten Dessau/Anhalt" wird auf dem Aufmarsch gesichtet. Dessauer Nazis beim Aufmarsch am 10.01.04 in Berlin

 

| 2003

Dessau, 18. Dezember 2003; Am Dessauer Hauptbahnhof fordert ein optisch der rechten Szene zuzuordnender Mann (eindeutig Symbolik an der Kleidung) einen alternativen Jugendlichen auf, seine Stiefel auszuziehen. Nach dem der Jugendliche dieses Ansinnen energisch zurück weißt, streckt der Neonazi die Hand zum "Hitlergruß" aus. Darauf hin stellt der Betroffene, bei Beamten des Bundesgrenzschutzes (BGS), Anzeige nach Paragraph 86a STGB (Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen).

Dessau, 01. Dezember 2003; Im Stadtteil Dessau-Nord wird in der Rabestraße/Ecke Wörlitzerstr. ein Plakat der neonazistischen NPD festgestellt. Auf der rechtsextremen Publikation ist im Detail zu lesen: "Zukunft und Arbeit für ein besseres Deutschland NPD- Die Nationalen".

Halle(Saale)/Dessau, 29. November 2003; Insgesamt 500 Neonazis marschieren in Halle gegen die Ausstellung "Verbrechen der Wehrmacht - Dimension des Vernichtungskrieges 1941-1944" auf. Unter den rechtsextremen DemonstrationsteilnehmerInnen können auch 15 Mitglieder und SympathisantInnen der Dessauer Neonazigruppe "Freie Nationalisten Dessau/Anhalt", u. a. nachweislich Clemens W. und Steffen V., lokalisiert werden.

Dessau, November/Dezember 2003; Im November 2003 werden interessierte AntifaschistInnen erstmals, auf eine stümperhaft gestaltete, neonazistische Website Dessauer Rechtsextremisten aufmerksam. Unter der Adresse www.dessauer-jungs.de.vu ,ist die braune Propagandaim Netz zu finden.
 
Bereits auf der Startseite ist die ideologische Zielrichtung unverkennbar. Neben einem stilisierten White Power-Symbol, ist dort in großen Lettern der Satz zu lesen: "Gegen Linke Gewalt und Kinderschänder". Das Logo der Site lässt an Eindeutigkeit kaum noch Zweifel aufkommen. Ein nationalsozialistischer Reichsadler wurde hier leicht modifiziert und weist im Krallenkreis statt des Hakenkreuzes, das Kürzel "DJ" für "Dessauer Jungs" auf.
In der Rubrik "Bilder" werden neben einer Ansicht von der Fassade des Alternativen Jugendzentrums in Dessau (AJZ), auch Bilder vermeintlich linker Jugendlicher publiziert. Im Link-Bereich verweist die Site u. A. auf das regional bedeutsame, rechtsextremistische Internetportal "Nationaler Beobachter Halle". Als Kontakt, ein Impressum im Sinne des Presserechtes fehlt völlig, wird eine nicht näher zu verifizierende "Kameradschaft Dessau" angegeben.

 


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Antifa Dessau

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Diese Chronik über rassistische, rechtsextremistische und neofaschistische Gewalt- und Propagandadelikte in Dessau und den angrenzenden Landkreisen wird seit 1999 in unregelmäßigen Abständen von der Antifa Dessau erstellt. In die Chronik haben nur gesicherte und nachrecherchierte Informationen Eingang gefunden. Demnächst können die Chroniken ab 1990 auf der homepage www.projektgegenpart.org eingesehen und runtergeladen werden. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, chronikrelevante Vorfälle zu melden, die dann nach genauer Prüfung auf Authentizität Eingang in die Chronik finden.

  Jahrgang 2004 | Ausgabe 10 | 16 Februar 2004