<home><01.10.2003>
Anne Frank. Ein Mädchen aus Deutschland
Eine interaktive Ausstellung |
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Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und
Antisemitismus haben in den
letzten Jahren in Deutschland neue Dimensionen erreicht. Intoleranz,
Fremdenhass, Antisemitismus und Rechtsextremismus, die sich in mehr
und
brutaleren Gewalttaten niederschlagen, nehmen zu. Negative Einstellungen
gegenüber Juden sind laut einer Umfrage aus dem Jahr 2000 weit
verbreitet.
So glauben 52 Prozent, dass die Juden die Erinnerung an den Holocaust
zu
ihrem eigenen Vorteil nutzen, 20 Prozent glauben, dass Juden "zu
viel
Einfluss" in der deutschen Gesellschaft haben, 17 Prozent möchten
einen
Juden "lieber nicht" zum Nachbarn haben. Angriffe auf jüdische
Einrichtungen
belegen, dass die geschichtliche Lehre aus dem Dritten Reich und dem
Holocaust immer wieder neu, Generation für Generation, vermittelt
werden
muss. Die interaktive Ausstellung "Anne Frank. Ein Mädchen
aus Deutschland" in Frankfurt am Main schlägt daher Brücken
nicht nur in die Vergangenheit,
sondern versucht auch Antworten auf Fragen unserer Zeit zu geben.
Die
Ausstellung wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren,
Frauen und
Jugend gefördert. Die Bundesministerin für Familie, Senioren,
Frauen und
Jugend, Renate Schmidt, erklärt: "Eine Stimme, die gehört
wird und immer
gehört werden wird, auch wenn sie nicht überlebt hat, ist
die eindringliche
Stimme von Anne Frank, wie sie uns in ihren Tagebuchaufzeichnungen
erhalten
geblieben ist. Sie spricht zu uns über so große Dinge wie
Menschlichkeit,
Nächstenliebe, Hilfe in Lebensgefahr oder das Erwachsenenleben,
und
vermeintlich kleine Dinge wie die Streitigkeiten um etwas Platz und
Zeit für
sich selbst. Das Tagebuch der Anne Frank mit Briefen an ihre fiktive
Freundin Kitty ist eines der meistgelesenen Bücher der Welt. Es
ist für
Jugendliche bis heute interessant, da auch sie sich fragen 'Wer bin
ich?',
'Was geschieht mit mir?', 'Was ist mir wichtig?'; Fragen, die Anne
Frank
sich vor 60 Jahren ebenfalls stellte. Wir müssen wachsam bleiben,
denn wir
erleben, dass ausländerfeindliche Einstellungen ein Teil des
Alltagsbewusstseins vieler Menschen geworden sind. Auch angesichts
der
Angriffe auf jüdische Einrichtungen müssen wir die Einsicht
gewinnen: Die
geschichtliche Lehre aus den Erfahrungen des Dritten Reichs, aus den
Erfahrungen des Holocaust hat ein Volk offensichtlich nicht ein für
alle Mal
gezogen und gelernt; diese Einsicht muss immer wieder neu, Generation
für
Generation, vermittelt und gelernt werden. Erinnerungsarbeit gegen
das
Vergessen oder Verdrängen der unmenschlichen Verbrechen der
Nationalsozialisten ist heute wichtiger denn je." Das Neue an
der
Ausstellung "Anne Frank. Ein Mädchen aus Deutschland" ist,
dass neben den
geschichtlichen auch aktuelle Fragen gestellt werden: Sind die Helfer
von
damals Vorbilder für die Gegenwart? Gibt es einen "gerechten" Krieg?
Was
bedeutet es heute in Deutschland, zu einer Minderheit zu gehören?
Mit der
multimedialen Technik erhalten die Jugendlichen die Möglichkeit,
die
Ausstellung aktiv zu entdecken und die Fragen zu stellen, die sie wirklich
interessieren.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das Tagebuch der
Anne
Frank. Sein Text erschließt die Fragestellungen und Informationen.
Die
Ausstellung liefert keine vorgefertigten Antworten, sondern regt
Kontroversen an. Zur pädagogischen Vorbereitung der Schulklassen
und
Jugendgruppen dient der zu Beginn des Jahres fertig gestellte Videofilm "Das
kurze Leben der Anne Frank". Auf Basis der Erfahrungen, die mit
der
Ausstellung in Frankfurt gesammelt werden, wird im Jahr 2004 eine
Wanderausstellung und im Jahr 2005 eine permanente Ausstellung in Berlin
entstehen. Die Ausstellung ist seit dem 23. September in der
Jugendbegegnungsstätte "Anne Frank" (JBS), Frankfurt
am Main, zu sehen.
Die Ausstellung "Anne Frank. Ein Mädchen aus Deutschland" wird
aus Mitteln des Aktionsprogramms "Jugend für Toleranz und
Demokratie - gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus" der
Bundesregierung gefördert.
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Quelle:
Pressemitteilung vom 23. September 2003 des
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend