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antirassistische newsletter für dessau und umgebung |
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Sagt nicht, ihr hättet von nichts gewusst Die Chronik Teil 5 | 2003 Bitterfeld, 27. August 2003; Etwa 10-15 Neonazis versammeln sich in den Nachmittagsstunden am Bitterfelder Bahnhof, trinken Alkoholika und pöbeln PassantInnen und Reisende an. Ein alternativer Jugendlicher (21) der mit einem Zug ankommt, wird direkt bedroht und verbal beleidigt. Nur mit viel Glück und Kreativität gelingt ihm die Flucht und er übersteht die Situation unverletzt. Köthen, 24. August 2003; Mehrere bekannte Neonazis aus Köthen und Dessau, unter ihnen Mario Hesse (siehe auch Eintrag vom 16. August 2003) und der Dessauer Rechtsextremist Dannemann, warten offensichtlich gezielt auf die Ankunft eines Zuges, in dem Rückreisende von einem größeren Punkkonzert zu erwarten sind. Drei tatsächlich ankommende alternative Jugendliche, werden von den Neonazis eingeschüchtert und verbal bedroht. Nur durch die Hilfe eines unterstützend heraneilenden Antifaschisten, verläuft der Vorfall für die Punker glimpflich. Bitterfeld, 23. August 2003; Gegen 02.00 Uhr wird ein Bitterfelder Ingenieur (45) von vier Neonazis vor dem Bahnhofsgebäude wegen seiner Hautfarbe mit rassistischen Sprüchen belegt, bedroht und schließlich von den Tätern umringt und geschlagen. Darüber hinaus wird ihm sein Aktenkoffer geraubt. Nach seiner Flucht ins Bahnhofsgebäude hat das Opfer das seltene Glück, dass sich ein Passant den verfolgenden Neonazis nähert und sie ob ihrer Tat zu Rede stellt. So eine Dosis Zivilcourage vertragen die Angreifer offensichtlich nicht: Sie flüchten. An dem Übergriff war u. A. der stadtbekannte Aktivist der rechten Szene, Andreas Fechner, sowie der Rechtsextremist Schumann beteiligt. Fechner trat zuletzt mit einem tätlichen Angriff, auf einen Teilnehmer einer antifaschistischen Spontandemonstration am 17. Mai in Bitterfeld, in Erscheinung. Mittlerweile konnten durch die zuständigen Strafverfolgungsorgane alle Tatbeteiligten ermittelt werden. Gegen einen der Täter erließ die Dessauer Staatsanwaltschaft Haftbefehl. Dessau, 21. August 2003; Auf dem israelitischen Friedhof in Dessau sind drei Grabsteine aus ihrem Sockel gehoben und umgelegt worden. Die Polizei ermittelt wegen gemeinschaftlicher Sachbeschädigung und hat bislang keinen Hinweis auf die Täter, die fachmännisch vorgegangen seien. Die Steine selbst seinen nicht beschädigt worden. Laut Alexander Wassermann, Vorstand der jüdischen Gemeinde zu Dessau, sei dies der dritte Fall innerhalb von zwei Monaten in Sachsen-Anhalt. Aken (Landkr. Köthen), 16. August 2003; Der bekannte Neonaziaktivist aus dem Umfeld der so genannten Anti-Antifa, Mario Hesse aus Köthen, besucht die "Akener Rocknacht", auf der mehrere Bands mit antifaschistischen/antirassistischen Background spielen. Sein Anliegen, Besucher und Bandmitglieder des Konzerts bildlich zu dokumentieren, wird erkannt und Hesse von dem Event entschlossen und bestimmt vertrieben. Wunsiedel (Bayern)/Köthen, 16. August 2003; Mehr als 2000 Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet und dem benachbarten Ausland marschieren in der bayerischen Kleinstadt zu Ehren des Hitlerstellvertreters Rudolf Hess. Neben der Glorifizierung des NS-Verbrechers und der verbrecherischen Deutschen Wehrmacht, werden im Umfeld des Aufmarsches unzählige Straftaten begangen und mindestens 70 Neonazis in Gewahrsam genommen. Aken (Landkr. Köthen), 15. August 2003; Am Rande des Akener Stadtfestes wird ein alternativer Jugendlicher (13) von Neonazis tätlich angegriffen und mit Schlägen ins Gesicht malträtiert. Die Rechtsextremen sprangen aus einem Auto (amtl. Kennzeichen BBG - ??? [für Landkreis Bernburg]) und schlugen auf das Opfer ein. Ein weiterer linker Jugendlicher wird ebenfalls zum besagten Stadtfest von mehreren rechtsorientierten Männern aus Aken geschlagen. Er trägt mehrere Hämatome und Risswunden im Gesichtsbereich davon. Diese Schläger werden von der Polizei vorläufig fest genommen.
Dessau, 11. August 2003; Bei einer öffentlichen Präsentation eines Internetportals gegen Rechts für Dessau und Umgebung im Dessauer Rathauses, gesellen sich auch zwei stadtbekannte Neonazis unter die Gäste der Veranstaltung. Nach dem die veranstaltende Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus Dessau (Projekt gegenpart) zu verstehen gibt, dass die Präsentation nicht während der Anwesenheit der Rechtsextremen beginnen wird, verweist eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung die ungebetenen Gäste des Raumes. Diese jedoch kommen der Aufforderung nicht nach. Schließlich erteilen eingetroffene Polizeibeamte einen Platzverweis und setzen das Hausrecht durch. Die Präsentation beginnt und verläuft störungsfrei. Dessau, 08./09. August 2003; Wittenberg, 26. Juli 2003; Eine Gruppe von 6 rechtsextremen Jugendlichen, im Alter zwischen 16 und 21 Jahren, verletzen einen 21jährigen Iraker in der Wittenberger Lerchenbergstrasse schwer. Wulfen (Landkr. Köthen), 12. Juli 2003; Aus einer Gruppe von mindestens 6 Neonazis, aus dem Umfeld der äußerst aktiven Organisation "Kameradschaft Köthen", heraus, wurde ein alternativer Jugendlicher auf der Tanzfläche einer Open Air-Disko ins Gesicht geschlagen und getreten. Die Tat verfolgten Dutzende von Zeugen, unternahmen allerdings nichts. Als der Betroffen zusammen mit einem anderen linken Jugendlichen das Heimatfest verlassen wollte, wurden die zwei erneut von den Nazischlägern tätlich angegriffen. Das Opfer hatte u. A. eine Risswunde im Mund und eine Kieferprellung zu beklagen. Dessau, 30. Juni 2003; Am 30. Juni wurde ein afrikanischer Flüchtling Opfer eines Übergriffes von Zivilbeamten der Polizei am Dessauer Stadtpark Gräfenhainichen (Landkr. Wittenberg), 28. Juni 2003; Vermutlich in der Nacht zum 28. Juni werden in der sachsen-anhaltinischen Kleinstadt Dutzende Aufkleber der bereits Mitte der 90er Jahre verbotenen Neonaziorganisation "Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei" (FAP) angebracht. Ein engagierte Bürger meldet das Propagandadelikt der zuständigen Polizeibehörde, die die Aufkleber darauf hin entfernt. Trotz der Zusage, dass in dieser Sache ermittelt wird, findet dieser Vorfall keinen Eingang in den offiziellen Polizeibericht. Roßlau (Anhalt-Zerbst), 27. Juni 2003; Mehrere Neonazis aus Köthen und Halle, die dem Spektrum der so genannten Anti-Antifa zu zurechnen sind, versuchen im Umfeld des antirassistischen "This is Ska"- Festivals auf der Rosslauer Wasserburg, vermeintliche AktivistInnen regionaler antifaschistischer Zusammenhänge bildlich per Kamera zu erfassen. Aufmerksame Besucher des Festivals können diesen Versuch allerdings vereiteln und vertreiben die Rechtsextremen.
Dessau, 12. Juni 2003; AntifaschistInnen stellen im Bereich Törtener Str./Ecke Neuendorfstr. (Neubaudurchgang) neonazistische Schmierereien fest. Neben SS-Runen, einem "White Power" -Symbol und einem Hakenkreuz kann auch der Spruch "Blut muss fließen" dokumentiert werden. Dessau, 30. Mai 2003; Auf dem Gelände des ehemaligen Plattenwerks in Dessau-West stellen AntifaschistInnen neben Hakenkreuzschmierereien auch eine zum Teil bereits verbrannte USA-Flagge und den Spruch "Stop the Invasion" fest. Loburg (Anhalt Zerbst), 29. Mai 2003; Am Männertag tritt der Rechtsextremist Wildenhof die Eingangstür einer Lokalität in der Kleinstadt im Landkreis Anhalt-Zerbst ein, die auch von alternativen Jugendlichen frequentiert wird. Bitterfeld, 24. Mai 2003; Ca. 15-20 Neonazis aus dem Umfeld der Gruppierungen "Bruderschaft Bitterfeld", "Kameradschaft Köthen" und "Freie Nationalisten Dessau/Anhalt" sowie der Nazipublikation "Nationaler Beobachter Halle/Saale" reisen zur antifaschistischen Demonstration "Für den Erhalt des Multikulturellen Jugendcentrums" nach Bitterfeld an. Die Neonazis versuchen für die sogenannte "Anti-Antifa"- Arbeit Fotos und Recherchen von antifaschistischen AktivistInnen der Region zu erheben und bedrohen einige DemoteilnehmerInnen verbal. Letztlich werden die Nazis von AntifaschistInnen vertrieben und/oder von der Polizei in Gewahrsam genommen. Bitterfeld, 17. Mai 2003; Am Rande einer antifaschistischen Spontandemonstration für das linke Jugendzentrum "Festung" in Bitterfeld greift der stadtbekannte Neonazi Andreas Fechner Demonstrationsteilnehmer tätlich an. Nach einem kurzen Handgemenge kann er vertrieben werden. Dessau, 16. Mai 2003; Am 16. Mai 2003 gegen 17.40 Uhr wurde ein alternativer Jugendlicher (16) aus Dessau auf dem Friederikenplatz in Dessau-Nord durch einen Messerstich in den Rückenbereich erheblich verletzt. Dessau, 15. Mai 2003; 2 alternative Jugendliche wurden am Hauptbahnhof von 3 Neonazis zunächst angepöbelt und später mit einer Schlagteleskopstange bedroht. Die Jugendlichen machen Beamte des Bundesgrenzschutz auf die Bewaffnung der Rechten aufmerksam, diese unternahmen allerdings nichts. Loburg (Anhalt-Zerbst), 11. Mai 2003; Am darauf folgenden Tag, ebenfalls unter maßgeblicher Beteiligung von Marcel Nagora, bauen sich wiederum 30 Neonazis vor der Loburger Kneipe auf. Nur dem glücklichen Umstand, das keine alternativen Jugendlichen anwesend waren, ist es mutmaßlich zu verdanken, dass es diesmal zu keinen tätlichen Angriffen kommt. Nichts desto trotz zerstören die Neonazis die Schaufensterscheibe der Lokalität und haben vor dem Überfall, offensichtlich in Planungsabsicht, die Telefonleitung zerschnitten. Loburg (Anhalt-Zerbst), 10. Mai 2003; Gegen 03.00 Uhr stürmen mindestens 6 Neonazis unter Leitung des einschlägig vorbestraften Rechtsextremisten Marcel Nagora eine Kneipe, die auch von linken Jugendlichen frequentiert wird. Mindestens 10 weitere Neonazis stehen derweil vor der Lokalität und unternehmen nichts. Nach anfänglichen verbalen Diskriminierungen und Drohungen a la "Du bist doch schwul" und "Ihr kriegt alle eine Kugel in den Kopf!" fängt Marcel Nagora an, die noch vier anwesenden Gäste zu schlagen und zu treten. Dabei geht nicht nur Inventar zu Bruch, sondern an den Inhaber der Gaststätte wird darüber hinaus eine eindeutig politisch motivierte Drohung ausgestoßen: "Verpiss Dich aus Loburg und beherberge keine Zecken mehr!". Einem nicht der linken Szene zuzuordnen Gast wird das Handy geraubt. Nach dem durch Nagora erteilten Befehl "Abrücken", verschwinden die Neonazis koordiniert. Mehrere der Opfer müssen u. a. wegen Prellungen und Schnittverletzungen ambulant behandelt werden. Dessau, 20. April 2003: 25 Neonazis aus dem Umfeld der Gruppierungen "Freie (n) Nationalisten Dessau/Anhalt" und "Bruderschaft Bitterfeld" feiern im Rehsumpf in Dessau-Waldersee mit einem Lagerfeuer und einem dazugehörigen Besäufnis den "Hitlergeburtstag". Dessau, 17. April 2003; Mindestens 5 Neonazis versuchen ein Abiturfest auf dem Schulhof (Provisorium in der Schloßstr.) des Dessauer Gymnasiums Philantropinum zu stören. Nachdem ihnen der Zutritt verweigert wird, postieren sie sich "Sieg Heil"-grölend vor dem Dessauer Rathaus. |
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Jahrgang 2003 | Ausgabe 05 | 29. August 2003 |