der antirassistische newsletter für
dessau und umgebung

<home><29.08.2003>

3. Fest der Begegnung in Dessau – eine Nachbetrachtung

Beim ersten offiziellen Programmpunkt des Dessauer Festes der Begegnung stand, wie in den zwei vergangenen Jahren auch, am 11. Juni ab 13.00 Uhr das Gedenken an Alberto Adriano im Mittelpunkt. Der Dessauer Bürger afrikanischer Herkunft wurde vor ziemlich genau drei Jahren von Neonazis im Stadtpark brutal ermordet.

Circa 40 Anwesende, unter ihnen zahlreiche MigrantInnen und Flüchtlingen, VertreterInnen des Alternativen Jugendzentrums und den Multikulturellen Zentrums, der Bürgermeister der Stadt Dessau, Jürgen Kessing, die Ausländerbeauftragter D. Kautz und MitgliederInnen des Dessauer Bündnisses gegen Rechtsextremismus, wohnten der Mahnung und Erinnerung bei.
Kreisoberpfarrer Dr. Joachim Diestelkamp prangerte in seiner Ansprache neben rassistischen und faschistoiden Ideologien und dem entsprechenden Liedgut vor allem den Alltagsrassismus an, der auch in Dessau noch viel zu oft zu Tage trete. Die Gefahr, von rechtsextremistischen und neofaschistischen Gewalttaten sei trotz zahlreichen Engagement für mehr Toleranz und gegen Fremdenfeindlichkeit nicht zu unterschätzen, schließlich habe es in Dessau anno 2003 mindestens schon zwei Gewalttaten mit neonazistischen Hintergrund gegeben.
In einem sehr persönlichen und emotionalisierten Beitrag stellter der Bildhauer Stephen Lawson dann sein Konzept für eine Holzstatur aus deutscher Eiche vor, die perspektivisch im Stadtpark errichtet werden soll und an Alberto Adriano gedenken und erinnern soll.
Zum Abschluss legten die TeilnehmerInnen Kränze und Blumen nieder und trugen sich in das bereitgelegte Kondolenzbuch ein.

Viele der Gäste hatten im übrigen erstmals die Gelegenheit, die Inschrift auf dem Gedenkstein für Alberto Adriano in Augenschein zu nehmen. Auf diesem steht seit kurzem in großen Lettern: "Alberto Adriano Opfer rechter Gewalt 11. Juni 2000".

Ab 14.00 Uhr dann startete das eigentliche Fest der Begegnung auf dem Rathausvorplatz. Denn Organisatoren um das Multikulturelle Zentrum, dem Anhaltischen Theater und dem evangelischen Kirchkreis ist es wiederum gelungen, fast alle Initiativen und lokalen Akteure die sich in Dessau und Umgebung gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit und für mehr Toleranz und Antirassismus engagieren, zu einer bunten und vor allem informativen Infobörse zu bewegen. Positiv fiel dabei auf, das viele MigrantInnen und Flüchtlinge aktiv und federführend, an der Umsetzung der Angebote beteiligt waren. Da informierte das Eine-Welt-Zentrum über das Konzept des fairen Handels, der Infoladen "Volk und Wissen" bot zahlreiche Literatur und Devotionalien im antirassistischen Kontext an, die Streetworker klärten über Risiken des Drogenkonsums auf, die IG Metall-Jugend rief unter dem Label "Vorsicht Falle" zum Kampf gegen Rechts auf und das Xenos-Projekt Dessau stellte das Programm des "Interkulturellen Trainings" vor. Neben allerlei antirassistischen Inputs, wurden selbstredend die optischen, akustischen und geschmacklichen Reize der Gäste bedient. Da stritten verschiedenste kulinarische Köstlichkeiten, Hip Hop, Blasmusik und eine Afrikanische Modenschau, die Vietnamesische Tanzgruppe "Pfirsichblüte", eine Streetball-Anlage und Street-Soccer und die Combo "Rangin" einträchtig und interkulturell um die Gunst der ZuschauerInnen.
Ein rundum gelungenes Gesamtarrangement das für nächstes Jahr schon wieder Lust auf mehr macht.
Die befürchteten Provokationen der hiesigen Neonaziszene blieben, wohl nicht zuletzt wegen der Anwesenheit vieler AntifaschistInnen, aus.

 


Leopold Dietrich
Plakat



Ein Motto das überall gelten sollte


auch für die Kids gab es jede Menge Action


"Vorsicht Falle" am Stand der IG-Metall-Jugend




Stop Rassismus auch an diesem Stand Körperertüchtigung bei über 30 Grad im Schatten

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06846 Dessau
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  Jahrgang 2003 | Ausgabe 05 | 29. August 2003