Einladung
zur Veranstaltungsreihe „Braune
Schattierungen in der Rechten Szene“
06.-November – 11.Dezember 2003 | Dessau
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Freundinnen und Freunde,
hiermit laden wir Sie/Euch rechtherzlich
zum Besuch der Veranstaltungsreihe „Braune
Schattierungen in der Rechten Szene“ ein.
In Rechtsextremen
und Neonazis ausschließlich
gewalttätige Schlägerbanden zu sehen greift genau so
kurz, wie die Szene auf Jugendliche reduzieren zu wollen. Einfache
Erklärungen sind schnell zur Hand, aber oftmals von einer
verkürzten Analyse und einer vorgefertigten Betrachtungsweise
gekennzeichnet.
Viel mehr ist gerade verstärkt
in den letzten Jahren, eine Ausdifferenzierung im Bereich des Rechtsextremismus
zu beobachten. Darin finden Neurechte Denkzirkel und rechtspopulistische
Parteien und Initiativen genauso ihren Platz, wie neonazistische
Kameradschaften oder semiterroristische Strukturen .
Neu
an dieser braunen Arbeitsteilung scheint vor allem zu sein, dass
sie von den rechten AktivistInnen durchaus konzeptionell erwünscht
ist. Ohne Frage sind weiterhin Fremdenfeindlichkeit und Rassismus
die inhumanen Motivationen, die hinter dieser Entwicklung stecken.
Antisemitismus ist für die Politik der extremen Rechten
schon immer konstitutiv gewesen. Doch anders als am Beginn der
1990er Jahre, als das Hauptagitationsfeld der extremen Rechten
bei Rassismus lag, tritt seit ca. 4 Jahren der Aspekt des Antisemitismus
verstärkt in den Vordergrund rechtsextremer Politikkonzepte.
Die
Veranstaltungsreihe wird an Hand ausgewählter
Teilbereiche und mittels kompetenter Referenten versuchen, diese
Entwicklungsstränge nach zu vollziehen.
Weiter
führende Information sind auf dem
Internetportal gegen rechts für Dessau und Umgebung, www.projektgegenpart.org ,
einzusehen.
Die Veranstaltungsreihe ist ein Projekt
der Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit
und Antisemitismus Dessau, in Kooperation mit dem Dessauer Bündnis
gegen Rechtsextremismus und dem Offenen Antifaplenum .
Programm
der Veranstaltungsreihe „Braune Schattierungen in der Rechten
Szene“
Donnerstag, 06. November | 19.00
Uhr | Anhaltische
Landesbibliothek Dessau (Lesesaal) | „Weil
die ohne Weiber gar nicht können – Junge
Frauen in der rechten Szene“ >>>> Ruth
Hofmann (Hörfunk-Autorin) >>>> Ihre Zahl wächst, und trotzdem
werden sie in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen: Mädchen
und Frauen in der rechten Szene. Weil sie selten grölen, treten
und schlagen, gelten sie meist nur als unpolitische Mitläuferinnen.
Inzwischen machen sie schätzungsweise zehn bis zwanzig Prozent
der rechten Anhängerschaft aus. Doch wer sind diese Mädchen
und Frauen? Was bewegt sie? Was wollen sie? Was reizt sie an dieser
männlich dominierten Szene? Und vor allem: Inwiefern
können sie uns den Schlüssel liefern, um die Wurzeln
der rechten Gewalt zu verstehen?
In ausführlichen biografischen Interviews lässt die Autorin zehn
junge Frauen aus Ost- und Westdeutschland zu Wort kommen, die in der rechtsradikalen
Szene in verschiedenen Funktionen aktiv sind.
Darunter Lotte, die selbstbewusste Politikstudentin, die an der ,Heimatfront" kämpft;
Heike, die sich in der NPD engagiert; Andrea, die sich niemals als Kämpferin
bezeichnen würde, aber dabei ist, wenn die Jungs in ihrer Clique mit Springerstiefeln
durch die Straße ziehen, oder Anja, die bis zu ihrem Ausstieg vor einem
Jahr militantes Skingin in einer Neonazi-Kameradschaft war <<<< .
Montag, 24. November | 19.00
Uhr | Alternatives Jugendzentrum
Dessau (Schlachthofstr.25) | „Terror
von Rechts – Ziele,
Taktiken und Strategien“ >>>> Ulli
Jentsch (apabiz Berlin) >>>> Nicht
erst seit München und den medial viel beachteten Sprengstofffund
ist bekannt, dass insbesondere Neonazis Waffennarren sind. Rechtsterroristische
Aktivitäten gab es in der Vergangenheit immer wieder. Das Attentat
beim Münchner Oktoberfest, die Bombenserie in Österreich,
oder der Anschlag auf das Grab Heinz Galinskis in Berlin, sind nur
einige Beispiele. <<<<
Donnerstag, 11. Dezember | 18.00 Uhr
| Galeriecafe
Dessau (Schloßstr.
10) | „Rechtspopulismus
in Europa“ >>>> Andreas
Speit (Buchautor) >>>> Mit rechten Parolen
zur Inneren Sicherheit, Law-and-order-Konzepten und rassistischen
Ressentiments sammelte nicht nur Ronald Schill bundesweit Wählerstimmen
und Parteimitglieder. In vielen europäischen Ländern gibt
es vergleichbare rechtspopulistische Entwicklungen und Aktivitäten,
die von der Mitte bis zum "rechten Rand" wirken. Andreas
Speit analysiert diese Politik, die entsprechenden Programme und
Zielsetzungen und fragt, was populistische Bewegungen von rechten
Organisationen unterscheidet. <<<<
Montag, 15. Dezember | 18.00
Uhr | Alternatives Jugenzentrum
Dessau (Schlachthofstr. 25) | „Die Juden
haben alles in der Hand – Antisemitismus
in der extremen Rechten“ >>>> David
Begrich (Miteinander e. V.) >>>> „Massenmord
in Palästina – Holocaust durch die Rabbiner“. Unter diesem Motto
veranstalteten Neonazis aus Sachsen-Anhalt im März diesen Jahres
eine Mahnwache gegen den „Völkermord der Israelis in Palästina“.
Diese eindeutige antisemitische Verknüpfung zwischen dem militärischen
Agieren der israelischen Armee und der örtlichen Jüdischen
Gemeinde blieb ohne Widerspruch : keine Lokalzeitung befand diesen
Fakt eine Zeile wert, kein Kommunalpolitiker meldete sich zu Wort.
Der Protest blieb einer handvoll Schüler/innen überlassen.
„Kein Blut für Israel“ Unter diesem Motto beteiligten sich
in mehreren Städten Sachsen-Anhalts Neonazis an den Demonstrationen
der Bewegung gegen den Irakkrieg. Auch hier trat der militante Antisemitismus
der rechtsextremen Szene offen zu Tage. Die politische Auseinandersetzung
und Zurückdrängung dieser Aktivitäten verlief widersprüchlich
und schleppend.
In der Wahnvorstellung rechtsextremer Verschwörungstheorien
ist der rechte politische Akteur von der ZOG manipuliert, von der
Ostküste ausgeplündert und den jüdisch dominierten
Medien seiner Meinungsfreiheit beraubt. Der Vortrag geht der Frage
nach der Bedeutung und Funktion antisemitischer Argumente innerhalb
rechtsextremer Weltbilder anhand von Fallbeispielen aus Sachsen-Anhalt
nach . <<<<
Flyer zur Veranstaltung
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