19. September 2009 / Wittenberg / Dessau-Roßlau

Eine ca. 30köpfige Gruppe von Fans und Mitgliedern aus dem Umfeld des Dessauer Fußballvereins „ASG Vorwärts“ hielten sich gegen 19.00 Uhr auf dem Wittenberger Bahnhof auf und skandierten dort  extrem rechte Parolen. Die Anfeindungen der ASG-Anhänger richteten sich  dabei gegen alternative Jugendliche. Unter den Fans des Vereins befanden sich u.a. bekannte Aktivisten einer Neonazikameradschaft (mehr dazu hier…) (und hier…), die teils am Vormittag in der Lutherstadt an einer Kundgebung der neonazistischen NPD teilgenommen hatten (mehr dazu hier…).


ASG Vorwärts-Fans und Mitglieder des Vereins auf den Bahngleisen in Wittenberg

Neben vereinsbezogenen Rufen wie: „Wir sind die berühmte - Wir sind die berühmte - Wir sind die berühmte ASG“ (abgewandelt aus dem englischen Film „Hooligans“), skandierten die Gruppe u.a. mehrere Parolen wie sie auf Neonazidemonstrationen festzustellen sind. So zum Beispiel: „Hasta la vista antifaschista“, „Hier marschiert der nationale Widerstand!“, „frei – sozial – national“, „Antifa – Hurensöhne“ oder auch melodisch an einem aktuellen Chart-Titel angelehnt: „Hey, was geht ab? Wir hassen das Zeckenpacken!“ Laut einer vereinseigener Verlautbarung im Internet sollen sich die ASG-Anhänger dabei auf der Rückreise eines Spiels in Abtsdorf (LK Wittenberg) befunden haben. Nach dem der aggressive Personenzusammenschluss am Hauptbahnhof Dessau-Roßlau ankam, bedrängten er laut Zeugenberichten  eine Gruppe alternativer Jugendlicher. Die so Bedrängten konnten sich jedoch der Situation glücklicherweise entziehen.


ASG Vorwärts-Fans und Mitglieder des Vereins auf den Bahngleisen in Wittenberg

Fans und Mitglieder des Dessau Fußballvereins sind in Vergangenheit immer wieder durch rechtsextreme Straf- und Gewalttaten oder der Beteiligung an Neonazis-Aufmärschen in Erscheinung getreten (mehr dazu hier…) (hier…) (und hier….). So verbüßt der ehemalige Trainer der G-Jugend des Vereins, Robert Z, der über längere Zeit als rechtsextremer Intensivtäter auffällig geworden war, derzeit eine Haftstrafe in der JVA Raßnitz. Z. musste sich zusammen mit zwei weiteren Spielern des Vereins im November 2008 vor dem Amtsgericht Dessau-Roßlau wegen mehrerer Beleidigungen, Bedrohungen und Körperverletzungen mit rechtsextremer Motivation verantworten (mehr dazu hier…).


ASG Vorwärts-Fans und Mitglieder des Vereins auf den Bahngleisen in Wittenberg

Bereits in den letzten Jahren sind Fans des Vereinsvorgängers FC Anhalt Dessau durch antisemitische Fangesänge aufgefallen (mehr dazu hier…). Im Oktober 2000 schlugen drei bekannte Neonazis alternative Jugendliche in Dessau-Nord brutal zusammen und hetzen einen Kampfhund auf eines der Opfer. Die traurige Bilanz dieser Attacke: Lebensgefährliche Verletzungen wie Kiefer- und Gesichtsschädelfrakturen, ein Schädel-Hirn-Trauma, Prellungen und Hämatome (mehr dazu hier…). Einer der Täter spielt heute in einer ASG-Mannschaft, ein weiterer Verurteilter verließ den Verein arbeitsbedingt.


ASG Vorwärts-Fans und Mitglieder des Vereins auf den Bahngleisen in Wittenberg

Im August 2001 lauerten Anhänger des FC Anhalt Dessau – dem Vorgängerverein des ASG Vorwärts – nach dem Lokalderby gegen Dessau 05 erst Fans der gegnerischen Mannschaft auf dem Heimweg  auf und überfielen dann schließlich das Alternative Jugendzentrums der Stadt und griffen das Objekt des Vereins mit Flaschen- und Steinwürfen an. Bei diesem Übergriff wurden damals mehrere Personen verletzt und Fensterscheiben gingen zu Bruch. Ähnliche Vorfälle waren zu dieser Zeit mehrfach zu verzeichnen. Einer der Überfall-Täter war später Fan-Beauftragter des FC Anhalt Dessau. Er ist zudem bis in die Gegenwart für den Verein aktiv, wie dem Internetauftritt zu entnehmen ist. Im April 2009 kommt der ehemalige Beauftragte darüber hinaus als mutmaßlicher Haupttäter eines gewalttätigen Übergriffs in einem Club in der Muldestadt in Frage. Dabei soll er einem Security-Mitarbeiter mit einer Bierflasche angegriffen und verletzt haben, weil dieser vorher einem stadtbekannten Rechtsextremen den Zutritt zur Lokalität verwehrt haben soll (mehr dazu hier…).

Quelle:
eigener Bericht

 

Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt