Dessauer Rathaus demokratisch beflaggt

klares Zeichen gegen Rechts gesetzt // 50 Neonazis aus dem Kameradschaftsspektrum verhöhnen NS-Opfer

Der breitgetragene Protest gegen einen Naziaufmarsch am 07. März 2009 in Dessau-Roßlau, nimmt in der Doppeltstadt immer konkreter Formen an. Nachdem die geplante Demonstrationsroute der Rechtsextremisten in den vergangenen Tagen bereits demokratisch markiert wurde (mehr dazu hier...), flattert nun auch aus dem Rathaus eine deutliche Botschaft: "Nazis? Nein Danke!".

Am 07. März rufen zahlreiche zivilgesellschaftliche Initiativen, Parteien und Religionsgemenschaften zusammen mit der Stadt und Oberbürgermeister Klemens Koschig dazu auf, Gesicht zu zeigen und den Nazis unmissverständlich zu erkennen zu geben (mehr dazu hier...), dass ihre unsägliche und revisionistische Geschichtauffassung, die Täter in Opfer umlügt, in der Bauhausstadt mit seiner kosmopolitischen Tradition nicht willkommen ist.




in Amtshilfe bringt die Feuerwehr die unmissverständliche Botschaft an der Front des Rathauses an

Indes haben 50 Rechtsextremisten aus der Region Anhalt und dem sächsichen Schkeuditz auf einer Kundgebung im Stadtzentrum am gestrigen Donnerstag (05. März 2009), ihre geschichtsrevisonistischen Mätzchen abgezogen und damit die Verbrechen des nationalsizialistischen Terrorregimes geleugnet. Ein Vorgeschmack auf das, was von der zynisch als "Trauermarsch" deklarierten rechtsextremen Demo am Samstag zu erwarten ist.


Neonazis bleiben an der Museumskreuzung weitgehend unter sich


der Akener Neonaziaktivist Christian W. (l.)

Aktivisten aus dem Kameradschaftsspektrum hatten dort gemeinsam mit der ehemaligen NPD-Landesvorsitzenden Carola Holz eine Laientheatervorstellung gegeben, für die viele Passanten nur ein ungläubiges Kopfschütteln übrig hatten. Das braune Spektakel, von den Neonazis wohl als innovative Performance gedacht, wirkte abschreckend und entlarvend zugleich. Entlarvend deshalb, weil in der peinlichen Darbietung ausschließlich die deutschen Opfer der notwendigen militärischen Zerschlagung des Nationalsozialismus zur Sprache kamen. Dieser extrem rechte Helden- und Opfermythos, will vor allem eins: Die Schuld der nationalsozialistischen Volksgemeinschaft für die NS-Verbrechen ausblenden.


braunes Laientheater - die Akteure liegen am Boden



Die rechte Kundgebung ging indes nicht ohne Proteste über die Bühne. Auf einem Transparent, dass am Museum für Naturgeschichte angebracht war, wurden die Nazi-Aktivisten mit einem passenden Brecht-Zitat begrüßt: "Wer die Wahrheit nicht kennt, ist bloß ein Dummkopf. Wer die Wahrheit kennt und sie eine Lüge nennt, ist ein Verbrecher." Zudem hatten engagierte Bürger ein Schaufenster in der Nähe der Neonazi-Kundgebung mit einer eindeutigen Aussage versehen.




Es bleibt zu hoffen, dass der Naziaufmarsch am 07. März in einem Meer bunter Vielfalt untergeht.

verantwortlich für den Artikel:

 

Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt