10. März 2012 / Dessau-Roßlau 

Am 10. März versammelten sich auch im Jahr 2012 Anhänger der sogenannten freien Kameradschaften und NPD-Aktivisten aus der Region in Dessau-Roßlau. Wie in den vergangenen Jahren (mehr dazu hier... und hier...) hatten die Neonazis zu einem Trauermarsch aufgerufen, um in der üblichen Manier die deutsche Kriegsschuld zu leugnen, vermeintlichen deutschen Helden zu gedenken und den Alliierten Kriegsverbrechen im Zweiten Weltkrieg vorzuwerfen. Allerdings scheinen auch die Neonazi-Kameraden kein sonderlich großes Interesse an dieser jährlichen Trauerfarce mehr zu haben, so fanden sich nochmals weniger Aktivisten als in den vergangenen Jahren ein.
 
Die Rechtsextremisten Steffen M. und Christian W. beim Auftakt der Neonazi-Demonstration (2. Reihe). 

Gegen 13.30 Uhr setze sich der Demonstrationszug der Neonazis mit etwa 120 Teilnehmern vom Bahnhof aus in Bewegung. Nur eine Viertelstunde später hieß es zum ersten Mal stopp und warten für den Aufmarsch. In der Johannisstraße blockierten zahlreiche Gegendemonstranten friedlich die Straße. Nach einiger Wartezeit änderte die Polizei die Aufmarschroute, und die Neonazis wurden über die Hausmannstraße umgeleitet. Nachdem sich der Aufzug einige Meter am Stadtpark entlang bewegt hatte war auf der Kavalierstraße zunächst erneut Schluss. Gegendemonstranten blockierten in mehreren friedlichen Sitzblockaden die Route (mehr zu den Protesten und zur zentralen Kundgebung des Netzwerkes GELEBTE DEMOKRATIE finden sie hier...).


Kranz- und Fahnenhalter beim Warten in der Kavalierstraße - der einschlägig vorbestrafte Rechtsextremist Per. M. rechts am Kranz.   

Nach einiger Wartezeit entschied sich die Einsatzleitung der Polizei zu einem undurchdachten und gefährlichen Manöver. In einer Hau-Ruck-Aktion sollten die Neonazis über den Bürgersteig der Kavalierstraße an den Blockaden vorbei geleitet werden. Dabei mussten die Kameraden nicht nur ihren Lautsprecherwagen zurücklassen, da das Fahrzeug nicht hindurch passte, durch eine weitere Blockade auf dem Bürgersteig wurde zudem der Aufzug in zwei Teile geteilt. Ohne entsprechende Polizeibegleitung liefen die Teilnehmer des Neonazi-Aufmarsches anschließend direkt durch die Gegendemonstranten.

 
Ein abgetrenntes Häuflein wartet an der Museumskreuzung auf den Rest.

 
Alexander Weinert, Anmelder der Demonstration, folgt mit dem Rest. 

Danach lief der Aufmarsch weiter die Franzstraße entlang, um zum Zwischenkundgebungsort am Friedhof III zu gelangen. Dort angekommen wurden die üblichen Fackeln angezündet und der Kameradschaftsaktivist Dieter Riefling (Hildesheim) hielt eine kurze Rede, die nahezu jede krude These des Neonazi-Repertoire beinhaltete, die in der kurzen Zeit unterzubringen war. Riefling fabulierte vom wehrlosen und grundlos angegriffenen deutschen Volk, von der heldenhaften Wehrmacht, den Mordabsichten der Alliierten und erklärte sich und die anderen Aufmarschteilnehmer zur neuen deutschen Elite. Am Bahnhof Süd wurde die Demonstration schließlich beendet.
 
 
Dieter Riefling als einziger Redner der Zwischenkundgebung.

Carola Holz, ehemalige Landesvorsitzende der NPD, als Ordnerin mit dem Köthener Neonazi  (mehr dazu hier...) Philipp S. (r.)

Quelle:
eigener Bericht

 

Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt