„Kein Platz für Nazis – nirgendwo!“


mit buntem Geschenkband und Blasmusik protestieren Bernburger gegen NPD-Büro


Kundgebung der Bernburger gegen das NPD-Büro

300 Bürger protestieren am 19. Dezember 2008 auf dem Bernburger Marktplatz unter dem Motto: „Bunte Weihnachten!“ gegen die NPD. Der Landesverband der neonazistische Partei hatte für diesen Tag angekündigt, seine Geschäftsstelle in Bernburg eröffnen zu wollen. Als Reaktion auf die Kundgebungsanmeldung durch das Bernburger "Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Rechtsextremismus und Gewalt" meldete die JN, die Jugendorganisation der NPD, eine Gegenkundgebung an und wollten unter dem Motto: „Willkommen in Bernburg Herr Politoffizier“ gegen den sachsen-anhaltinischen Innenminister Holger Hövelmann aufmarschieren.


Nazis den Marsch blasen

Wegen seines engagierten Handelns gegen die rechtsextreme Szene ist der angekündigte Redner Hövelmann in Neonazikreisen starker Kritik ausgesetzt. Die sachsen-anhaltinische Neonaziszene wähnt sich zumeist als Opfer einer Intoleranz der Demokraten, wenn diese sich gegen die menschen- und demokratiefeindliche Ideologie der extremen Rechten positionieren. Gegen den repressiven Kurs des Innenministeriums führen sie häufig die angehende Karriere Hövelmanns als Politoffiziers unter dem DDR-Regime zu Felde.


JN-Kundebung, Matthias Heyder mit SED-Fahne

Dass Neonazis sich ihre eigene Wahrheit gern zurecht biegen, ist nicht neu. Gegen „Hövelmann, sowie seine SED-Schergen“ sollte sich die Kundgebung der NPD-Jugend richten und „auf das Unrecht und Leid, welches Hövelmann und seine Genossen den DDR-Bürgern angetan haben, aufmerksam machen“, so kündigte es die JN an. Dass der altgediente Neonazi in den eigenen Reihen ebenfalls bis 1989 Mitglieder in der SED war, wird totgeschwiegen, da es nicht in das rechtsextreme Weltbild der NPD passt. Der anwesende Frank Rohleder, Mitglied im NPD-Bundesvorstand, ist hiesiges Beispiel der selektiven Wahrnehmung und Realitätsferne der Neonaziaktivisten.


Ex-SED-Mitglied und NPD-Bundesvorstandsmitglied Frank Rohleder (Bildmitte)

Zur Inszenierung des extrem rechten Populismus führte der JN-Bundesvorsitzende Michael Schäfer eigens eine SED-Fahne auf der Kundgebung mit sich. Auch NPD-Landesvorsitzender Matthias Heyder und andere Neonazis zeigten keine Berührungsängste sich aus Provokation des SED-Reliktes zu bedienen. Strafanzeigen wegen Verstoß gegen die Auflagen gegen Michael Schäfer wird die Bernburger Polizei erstattet haben und gegen den JN-Landesgeschäftsführer Bennet Schulze wurde Anzeige wegen Bedrohung eines NPD-Gegners erstattet.


JN Sachsen-Anhalt unter der SED-Flagge

Mit Kaffee und Weihnachtsgebäck begrüßten die NPD-Gegner alle Unterstützer auf dem Bernburger Markt. Gereicht wurden die Verköstigungen just aus den Räumlichkeiten, die wenige Monate zuvor noch von dem Neonaziladen „Nordic Flame“ (mehr dazu hier…) (und hier...) als Verkaufsgeschäft genutzt worden sind. Nach Intervention des Bernburger Bündnisses musste der Betreiber sein Angebot einpacken und die Gewerbefläche räumen. Das extrem rechte Angebot des „Nordic Flame“ wird seit Oktober 2008 in Köthen angeboten. Zu der heutigen Gelegenheit wollte das "Bündnis für Demokratie und Toleranz - gegen Rechtsextremismus und Gewalt" diese „Rückeroberung“ in der Bernburger Innenstadt zelebrieren.


vis à vis mit den Feinden der Demokratie

Etwa 300 NPD-Gegner verliehen ihrem Protest vis à vis mit den ca. 50 Neonazis Ausdruck. Vertreter des Bündnisses, der Bernburger Oberbürgermeister Henry Schütze und Innenminister Holger Hövelmann betonten in ihren Reden, dass Bernburg trotz der Niederlassung der NPD und anderer extrem rechter Akteure in dem Gebäude Am Markt 28 nicht braun sei und bekräftigten die Wichtigkeit sich den Neonazis entgegenzustellen. „Euch braucht niemand in Bernburg und auch in Sachsen-Anhalt sonst nicht.“, rief der Innenminister den Neonazis entgegen und führte weiter aus: “Bernburg hat es nicht verdient, sich zu einem Hort der Rechten zu entwickeln.”. Auf einem mehr als zehn Meter hohen Transparent des Bündnisses war zu lesen: „Kein Platz für Nazis – nirgendwo!“ Diese Transparent wollen die Bernburger zukünftig an unterschiedlichen Gebäuden der Stadt temporär aufhängen.


Sprecher des Bündnisses, Museumsleiter Dr. Roland Wiermann, Innenminister Holger Hövelmann und Oberbürgermeister Henry Schütze (v.l.n.r.)

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Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt