„Um die NPD demokratisch-voluminös zu empfangen, bitten wir die Trillerpfeifen zu benutzen“In Dessau-Roßlau kam der Protest gegen die so genannten „Deutschlandfahrt“ der rechtsextremen Partei unerwartet schrill und lautstark daher Im Vorfeld zeigten sich wegen des ungünstigen Termins an einem Mittwochvormittag in der Urlaubszeit nicht wenige skeptisch, ob es auch in der Doppelstadt an Elbe und Mulde – ähnlich wie zuvor u. a. in Halle oder Leipzig - wirkungsmächtig gelingen könnte, der rechtsextremen NPD Paroli zu bieten. Diese Befürchtungen zerstreuten sich am 08. August 2012 jedoch spätestens gegen 11.00 Uhr. Da hatten sich nach einem Aufruf des Netzwerkes GELEBTE DEMOKRATIE (mehr dazu hier…) an der Friedensglocke im Stadtzentrum 100 Menschen versammelt, um unter dem Motto „FÜR VIELFALT UND WELTOFFENHEIT – GEGEN INTOLERANZ, RASSISMUS und ANTIEUROPÄISCHE HETZE“ Position zu beziehen. Krachinstrumente standen hoch im Kurs, aus den Protestboxen schallte Glen Miller und selbstredend kam die argumentative Auseinandersetzung mit der unsäglichen und nationalistisch aufgeladenen NPD-Kampagne „Raus aus dem Euro“ nicht zu kurz. Die Rechtsextremisten um den NPD-Bundesvorsitzenden Holger Apfel gerieten derweil auf dem Schlossplatz mit ihren selbsttitulierten „Flagschiff“ in schwere See. Von der braunen Kundgebung inklusive Info-Truck nahm kaum jemand Notiz. Kein Wunder, bei dieser unterirdischen Musikauswahl und den ideologischen Hasstiraden mit Weltverschwörungsgarantie. Aus den NPD-Boxen plärrt es wenig später: „Wenn es die Oberen nicht endlich kapieren (…).“ Der Bundesvorsitzende der rechtsextremen Partei, Holger Apfel, lässt in einer überlangen Rede kein Klischee aus und fordert die Rückkehr zur Deutschen Mark, die Entmachtung der internationalen Finanzmärkte sowie einen Zuwanderungsstopp. Selbst unter den 25 NPD-Mitgliedern und Sympathisanten, darunter Thomas Greye aus Dessau-Roßlau und Rolf Dietrich aus dem Saalekreis (mehr dazu hier...), macht sich eine gewisse Ödheit breit. Schließlich packt die NPD zusammen, als nächste Station auf ihrer ideologisch verbrämten Peinlichkeits-Tour steht die Landeshauptstadt Magdeburg auf dem Programm. Auch dort sollte sie wieder ein vergleichsbares Szenario erwarten: 25 eigene Anhänger und rund 300 lautstarke Gegendemonstranten.
Der Protest in Dessau-Roßlau nahm sogar internationale Züge an, hatte doch eine Künstlerin aus dem Landkreis Anhalt-Zerbst kurzer Hand ihren Besuch aus Neuseeland im Schlepptau. Da passte es gut, dass diese junge Frau im wahrsten Sinne des Wortes gestelzt daherkam. Ihre gekonnte Akrobatik animierte nicht nur zu der ein oder anderen Beifallsbekundung, auch optisch sorgte sie für die schrillste Note des Vormittags. Eben BUNT STATT BRAUN.
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