Beratungsprojekt fordert deutliche Distanzierung von Rechtsextremisten

Neonaziaktivisten aus Dessau und Sachsen-Anhalt nutzen Trauerkundgebung als Plattform
 
Am 16. Januar 2012 zogen ab 19 Uhr zwischen 300 und 400 Menschen durch die Innenstadt von Dessau-Roßlau. Anlass für die Demonstration war dabei die schwere Verletzung eines 29-Jährigen Sportlers des Vereins ASG Vorwärts Dessau, der am Mittag bei einer heftigen Auseinandersetzung durch einen Messerstich lebensgefährlich verletzt wurde. Der mutmaßliche Täter konnte in der Nähe des Tatortes festgenommen werden und befindet sich den Angaben der Polizei zufolge in Untersuchungshaft. Verschiedenen Medienberichten konnte außerdem seit gestern Nachmittag entnommen werden, der Verdächtige sei 30 Jahre alt, polizeibekannt und afrikanischer Herkunft.


Alexander Weinert (rechts) als Fahnenträger bei einem Neonaziaufmarsch im Januar 2012 in Magdeburg 
 
An der Demonstration beteiligten sich nachweislich mehrere Dutzend Neonazis aus Dessau-Roßlau und Sachsen-Anhalt und das militante Neonazi-Netzwerk „Freies Netz“ rief über den Onlinedienst Twitter zur Teilnahme auf. Neben dem bekannten Kameradschaftsaktivisten Alexander Weinert (mehr hier...), konnte so auch der bekennende Neonazis Steffen M. (mehr hier...)  und weitere Personen aus dem rechtsextremen Spektrum identifiziert werden. Nach  Augenzeugenberichten wurde zudem aus dem Aufzug heraus wiederholt die rechtsextrem und rassistisch markierte Parole „Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!“ skandiert. "Es ist unerträglich, dass Rechtsextremisten und Neonazis die berechtigte Sorge um ein Menschenleben für ihre ideologischen Zwecke missbrauchen", so Steffen Andersch vom Mobilen Beratungsteam gegen Rechtsextremismus.

Der Verein ASG Vorwärts Dessau musste in der Vergangenheit immer wieder mit rechtsextremen Ereignislagen in Verbindung gebracht werden. So fungierte der rechtsextreme Intensivtäter Robert Z. (mehr hier...)  aus Dessau einige Zeit als Jugendtrainer im Verein. Der 50-jährige Anmelder der versammlungsrechtlichen Veranstaltung am 16. Januar 2012, wurde zuletzt im November 2010  vom Landgericht Dessau in einem Berufungsverfahren wegen mutmaßlich rechtsextremer Körperverletzungsdelikte zu einer Bewährungsstrafe verurteilt (mehr hier...).


Der rechtsextreme Intensivtäter und ehemalige Jugendtrainer der ASG Vorwärts Dessau, Robert Z. (Bildmitte mit Sonnenbrille), trat zuletzt bei einer versuchten Provokation am Rande eines Straßenfestes öffentlich in Erscheinung (mehr dazu hier...) ; Foto: Archiv; www.infothek-dessau.de

Die  ASG Vorwärts Dessau hat sich bislang nicht von ihrem zum Teil rechtsextremen Fanumfeld abgegrenzt oder ein wahrnehmbares Zeichen für Demokratie und Toleranz gesetzt. „Dies muss nun deutlich und unmissverständlich geschehen“, fordert Steffen Andersch weiter.  

Die brutale Attacke und die berechtigte Anteilnahme für das Opfer dürfen auf keinen Fall zu pauschaler und rassistischer Stimmungsmache genutzt werden. Vor allem vor dem Hintergrund der angespannten und fragilen Lage, muss nun auch die Protestbewegung um den Messerangriff ihre Verantwortung wahrnehmen, und sich politisch, strukturell und räumlich von Rechtsextremisten distanzieren.

verantwortlich für den Artikel: 

 

Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt