Neonazipropaganda im Dessauer Stadtgebiet

Extrem rechte Szene glorifiziert den NS-Kriegsverbrecher Rudolf Hess

Alljährlich im August das gleiche Bild: Rechtsextremisten und Neonazis marschieren ohne Erlaubnis durch die Straßen und platzieren ihre menschenfeindlichen Parolen im öffentlichen Raum. Der Hintergrund für die braunen Aktionen ist dabei der Todestag des Hitlerstellvertreters Rudolf Hess. Der verurteilte Kriegsverbrecher gilt in der Szene als als Märtyer- und Identifikationsfigur. Nun sind am 28. Juli 2011 im Dessauer Stadtteil Süd mehrere Dutzend illegal angebrachte Plakate aufgetaucht, die das Konterfei des Nationalsozialisten zeigen. Die zuständigen Polizeidienststellen haben umgehend reagiert und die Entfernung der Propagandaträger veranlasst, die offenbar in einer nächtlichen Aktion auf Wertstoffcontainern und Stromkästen angebracht wurden. Eine Sprecherin der Polizeidirektion Sachsen-Anhalt Ost bestätigte gegenüber dem Projekt gegenPart, dass Streifenbeamte in den Morgenstunden die Plakate sichteten und umgehend die Stadt Dessau-Roßlau informiert hätten.  

Rudolf Hess wurde vom Internationalen Militärtribunal in Nürnberg im Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher zu lebenslanger Haft verurteilt. Den Rest seines Lebens verbrachte er im Kriegsverbrechergefängnis in Berlin Spandau, wo er sich am 17. August 1987 mit einem Stromkabel das Leben nahm. Hess versuchte bereits 1941 in alliierter Kriegsgefangenschaft in Großbritannien, Suizid zu begehen. Ein weiterer Selbsttötungsversuch ist für das Jahr 1977 nachgewiesen.


illegal angebrachtes Hess-Plakat in Dessau-Roßlau

Seinen Todestag nehmen rechtsextreme Parteien und Gruppierungen in Deutschland und weltweilt seit dem zum Anlass, um dem Nazikriegsverbrecher zu glorifizieren und sich in wilden Verschwörungstheorien über seinen Tod zu ergehen. Im oberfränkischen Wunsiedel, wo Hess begraben ist, wurden die zentralen Aufmärsche seit 2005 verboten, nachdem dort regelmäßig Tausende Neonazis aufmarschierten. Danach nahm die Bedeutung der so genannter „Hess-Aktionswochen“ in der extrem rechten Szene bundesweit zu. Rund um den Todestag sind vielerorts immer wieder Propagandadelikte und spontane Aktionen, auch und gearde in der Region Anhalt, zu verzeichnen (mehr dazu hier…).

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Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt