07. März 2009 / Dessau-Roßlau

300 Neonazis marschieren am 07. März 2009 mehr als zehn Kilometer durch die Muldestadt. Die ehemalige NPD-Landesvorsitzende Carola Holz und „Freie Nationalisten aus Anhalt/Bitterfeld und Dessau“ hatten zu einem „Trauermarsch“ anlässlich der kriegsnotwendigen Bombardierung der Stadt am 07. März 1945 aufgerufen (mehr dazu hier...). Erstmals gelang es der Zivilgesellschaft in diesem Jahr, unter der Schirmherrschaft des Oberbürgermeisters einen breitgetragenen Protest auf die Strasse zu tragen (mehr dazu hier...).


demokratischer Protest vor dem Rathaus vis à vis mit dem vorbeiziehenden Neonazis


Einer der rechtsextremen Redner hielten nicht hinterm Berg damit, wessen Geistes Kind er ist. Mit erschreckender Offenheit verbreitet er zudem Standpunkte, die stark an das propagandistische NS-Vokabular eines Joseph Goebbels erinnerten.So brachte eingangs Dieter Riefling, ein langjähriger Hildesheimer Neonaziaktivist, mit scheinbar tiefer Überzeugung sein verdrehtes Bild der deutschen Geschichte zum Ausdruck: „Das deutsche Volk kämpfte im ersten Weltkrieg 1914 bis 1918 genauso wie im zweiten Weltkrieg 1939 bis 1945 einzig und allein um seine Freiheit und seine Selbstbestimmung.“Anschließend drohte er den Teilnehmern der demokratischen Gegenproteste an: „Wenn wir wollten könnten wir sie mit einem Handstreich von diesem Platz fegen.“


Neonazi ziehen am Hauptbahnhof los


Am Friedhof III in Dessau-Süd veranstalteten die Neonazis ein eingeübtes Schauspiel mit Fackeln und einer mystisch anmutenden Zeremonie. „Ich rufe die Gefallenen der Heimatfront!“ schreit Andreas Biere, Neonaziaktivist der extrem rechten „Initiative gegen das Vergessen“ aus Magdeburg, in gewohnter Manier den Neonazis zu. „Hier“ schallt es, wie in einem schlechten Theaterstück einstudiert, im ungleichen Chor zurück.


Bei der Abschlusskundgebung am Dessauer Hauptbahnhof ruft Andreas Biere zudem dazu auf, dieses "System  eines Tages beseitigen“ zu wollen. Und appeliert an die „Volksgenossen“ eindringlich: „Wir sind nicht die Letzten von gestern sondern die Ersten von morgen. Es lebe unser Vaterland, es lebe das deutsche Reich.“ Anschließend durchbrechen einige der Teilnehmer des Aufmarsches die Polizeiabsperrungen und versuchen in der einbrechenden Dunkelheit alternative Jugendliche  zu attackieren, die während der Abschlusskundgebung nochmals ihren Protest zum Ausdruck bringen.


Neonazis passieren das Rathaus

Quelle:
Infothek-Dessau.de
eigener Bericht

 

Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt