Mit DOWN BELOW, Straßentheater und Kehrmaschine gegen Rechts

Breites Bündnis ruft in Dessau-Roßlau zum Protest auf

Eine Stadt macht mobil gegen Rechts. Das Anhaltische Theater ist ebenso dabei wie Parteien, Bildungsträger und Vereine. Das Netzwerk GELEBTE DEMOKRATIE sowieso. Sie alle eint am 13. März 2010 eine Motivation: Gesicht zeigen gegen den braunen Ungeist. Nicht zum ersten Mal marschieren Rechtsextremisten im März durch die Straßen der drittgrößten Stadt Sachsen-Anhalts. Wie bereits im vergangenen Jahr (mehr dazu hier...) und (hier...), wollen sie in ihrer geschichtsverfälschenden Logik - die die Verbrechen des Nationalsozialismus leugnet und damit die NS-Opfer verhöhnt - an die Bombardierung Dessaus erinnern. Die Organisatoren des Protestes haben sich dabei auf die Fahnen geschrieben, an die kosmopolitische Tradition des Bauhauses anzuknüpfen. Dem Zusammenschluss ist zu wünschen, dass dieser historische Rückgriff tatsächlich motivierend wirkt. Denn die Doppelstadt an Elbe und Mulde braucht keinen Aufstand der Zuständigen, sondern einen der engagierten Bürgerschaft.



ab 12.00 Uhr
Musikkundgebung und Kehraus am Hauptbahnhof
ab 12.00 Uhr  "MUSIK STATT GEWALT" Live-Jam im Schwabehaus (Johannisstrasse)
ab 13.00 Uhr  "BUNTE VIELFALT STATT BRAUNER UNGEIST" Kundgebung mit Livemusik, Statements und Infoständen auf dem Marktplatz (Zerbster Str.)
ab 13.30 Uhr  "Trompeten gegen Rechts" an der Johanniskirche

Nicht nur Dresden im Februar ist mittlerweile ein fester Termin im Reisekalender von Rechtsextremisten und Neonazis. Wenngleich die Symbolwirkung in der sächsischen Landeshauptstadt ungleich größer ist als in Magdeburg oder eben in Dessau-Roßlau, ist die Projektionsfläche vergleichbar. Zum identitätsstiftenden Kern der extrem rechten Szene gehört nach wie vor ihre große Lebens- und Daseinslüge, dass die Bombardierung deutscher Stadte im 2. Weltkrieg ein reiner Willkürakt der Alliierten gewesen sei. Dresden war ein bedeutender Verkehrsknotenpunkt, der die Infrastruktur für die Wehrmacht sicherstellte. Dessau war schon früh ein Hort des organisierten Antisemitismuses (mehr dazu hier...), ein Rüstungszentrum, und die Stadt, in dem das Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B (mehr dazu hier...) hergestellt wurde.



Das Netzwerk, das nun gegen den Naziaufmarsch mobil macht, betont völlig zu recht, dass ein solch brauner Geschichtrevisionismus nicht widerspruchslos hingenommen werden kann. In der Stadtgeschichte, so die positiv besetzte Kernbotschaft des Aufrufes, habe es eben auch weltläufige Impulse gegeben: "Aufbauend auf den großartigen Traditionen des Bauhauses, Kurt Weills und Hugo Junkers möchten wir Weltoffenheit und Toleranz befördern und damit Lebensfreude in unserer Stadt entwickeln und sichtbar machen."




500 Menschen beteiligten sich vor 12 Monaten am Protest in der Dessauer Innenstadt

So vielfältig der Kreis der Organisatoren ist, so farbenfroh ist auch das geplante Programm. Auf dem Marktplatz in der Zerbster Straße erwartet den geneigten Mitprotestler ab 13.00 Uhr ein bunter Schüttelmix aus Meinung, Information, Musik und Kultur. Dass die Dessauer Chart-Band DOWN BELOW (mehr dazu hier...), bekannt u. a. aus Stefan Raabs Bundesvision Song Contest 2008, ihr Kommen zugesagt hat, erfreut die Veranstalter dabei besonders. Die Mannen um Sänger und Frontman Neo-Scope setzen mit ihrem 30 minütigen Auftritt im Stadtzentrum ein deutliches Zeichen für Weltoffenheit und gegen braunen Ungeist.



Die ÖSA-Versicherung verteilt unter dem handlungsleitenden Slogan "Lieber Braun auf der Schnitte als Braun auf der Straße!" lecker Schnittchen und die Dessauer Wohnungsbaugesellschaft (DWG) hat Klinken geputzt und ihre Mieter mobilisiert (mehr dazu hier...).

Zudem beziehen Innenminister Holger Hövelmann, Oberbürgermeister Klemens Koschig, Stadtratsvorsitzender Dr. Stefan Exner und Kirchenpräsident Joachim Liebig Position und Initiativen aus der Stadt stellen ihre Projekte für Demokratie und Toleranz vor. Eine Überraschung, so wird jedenfalls hinter vorgehaltener Hand gemunkelt, hat indes ein hiesiger Karnevalsverein in Vorbereitung. Und dass, obwohl die närrische Saison ja eigentlich schon vorbei ist.



Außerdem sorgt das Theater mit der Aktion „Die Stadt als Bühne“ für künstlerische Hingucker.

Beim symbolischen KEHRAUS ist zudem eine gehörige Portion Mitmachen gefragt.

Und einige Institutionen und Vereine der Stadt haben sich ganz aktuell entschieden, sich innovativ am Protest zu beteiligen. Im Schwabehaus gibt es so handgemachte Mucke gegen Rechts und das Blasorchester des Kirchenkreises Dessau stellt sich an der Johanniskirche auf.

Die Veranstalter hoffen, dass sich viele Bürger und Bürgerinnen anschließen und haben noch einen ganz besonderen Wunsch im Gepäck: Bringen Sie Kreativität, Stehvermögen und vor allem gute Laune mit, denn: Demokratie kann auch Spaß machen!



Kundgebung // 13.00 Uhr // Marktplatz (Zerbster Str.) mit:

* Live-Musik mit DOWN BELOW
* Statements
* Infostände

ausserdem:

Demokratischer KEHRAUS // 12.00 Uhr // Hauptbahnhof

Die Nazis aus der Stadt fegen!
Bitte Besen und Putzmittel mitbringen!


Bereits im letzten Jahr wurden heftig die Besen geschwungen

und:

Aktion die STADT als BÜHNE

kreative Aktionen des Anhaltischen Theaters

Sorgten im März 2009 für helle Aufregung: Die Protest-Teletubbies



dazu:

"MUSIK STATT GEWALT" // ab 12.00 Uhr // Schwabehaus (Johannisstrasse)

* Live-Jam mit lokalen Gitarren-Heroes und Liedermachern


und:

"Trompeten gegen Rechts" // 13.30 Uhr // Johanniskirche

* Live-Musik mit dem Blasorchester des Kirchenkreises Dessau


Film im Offenen Kanal:  „Mehr Courage bitte! Wo Neonazis marschieren ist Protest gefragt!"

Doch nicht nur prominente Zeitgenossen engagieren sich rund um den 13. März 2010. So haben Auszubildende der Stadtverwaltung den Kugelschreiber und die PC-Tastatur gegen Mikrofon und Kamera getauscht und Fragen gestellt.

Sie haben u. a. Oberbürgermeister Klemens Koschig, Prof. Dr. Dieter Orzessek (Präsident Hochschule Anhalt) und Prof. Michael Kaufmann (Direktor Kurt-Weill-Zentrum) getroffen, um deren Meinung zum Umgang mit demokratiefeindlichen Ideologien in Erfahrung zu bringen. Eine von insgesamt vier Fragen lautete dabei: "Das Grundgesetz (GG) gesteht den Bürgerinnen und Bürgern sehr viele Rechte zu. Der Artikel 18 GG sieht aber auch eine Verwirkung von bestimmten Grundrechten vor, wenn diese zum Kampf gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung missbraucht werden. Geht der Staat zu wenig gegen Demokratiefeinde - wie sich Neonazis auch selbst bezeichnen - vor?" 


Prof. Dr. Phillip Oswald (Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau) und  Prof. Michael Kaufmann (Direktor Kurt-Weill-Zentrum) vor der Kamera

Wie sich die Stadt-Honoratioren geschlagen haben, ist nun in dem Film: „Mehr Courage bitte! Wo Neonazis marschieren ist Protest gefragt!“ von Mario Bialek (Alternatives Jugendzentrum) zu sehen.

Der wird vom 08. bis 14. März (täglich um 02.25/ 06.25/ 10.25/ 14.25/ 18.25 und 22.25 Uhr) im Offenen Kanal der Stadt gezeigt. Den Beitrag können Sie auch via Internet empfangen (hier geht`s zum Live-Stream...).




Infos/Kontakt

Netzwerk GELEBTE DEMOKRATIE
AG Öffentlichkeitsarbeit
Steffen Andersch
tel./fax: 0340/ 26 60 21 3
e-mail: Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spambots geschützt! Sie müssen JavaScript aktivieren, damit Sie sie sehen können.

Gemeinsamer Aufruf


Zivilgesellschaftliche Initiativen, Bürger und Bürgerinnen, Vertreter und Vertreterinnen demokratischer Vereinigungen  und die Stadt Dessau-Roßlau haben sich im Februar 2010 mit dem Netzwerk GELEBTE DEMOKRATIE zusammengetan und bekunden einmütig:

„Aufbauend auf den großartigen Traditionen des Bauhauses, Kurt Weills und Hugo Junkers möchten wir Weltoffenheit und Toleranz befördern und damit Lebensfreude in unserer Stadt entwickeln und sichtbar machen.

Gemeinsam treten wir für Demokratie und Zivilcourage ein und engagieren uns für ein friedliches Zusammenleben aller Menschen.

Für rechtsextreme Gruppen, Neonazis und Schläger ist in Dessau-Roßlau kein Platz. Bereits zum wiederholten Male wollen Rechtsextremisten am 13. März 2010 die Straßen dafür nutzen, um die Verbrechen des Nationalsozialismus zu leugnen und somit die Opfer des NS-Regimes zu verhöhnen.

Wir rufen wir alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich am demokratischen Protest zu beteiligen und friedlich für eine Stadt in Vielfalt und gegen braunen Ungeist und Geschichtsrevision Gesicht zu zeigen."

Netzwerk GELEBTE DEMOKRATIE
Bündnis gegen Rechtsextremismus Dessau-Roßlau
Lokaler Aktionsplan für Demokratie und Toleranz

 

Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt