Fast 100 Menschen protestieren gegen perfide Inzenenierung von Neonazis an der Dessauer Friedensglocke

Die Aktion „Obdachlosenhilfe“ - Neonazis geben sich als Menschenfreunde aus

Wie auf der Facebook-Präsenz des „Bürgerbund Sachsen-Anhalt“ angekündigt fand am Freitag Nachmittag eine Spendensammlung für Obdachlose statt, initiiert und durchgeführt von Personen der extremen Rechten und militanten Neonaziszene (mehr dazu hier…).

Das Netzwerk Gelebte Demokratie hatte zu einer Protestkundgebung für Menschlichkeit und soziale Gerechtigkeit aufgerufen (mehr dazu hier…), welcher an die 100 Menschen gefolgt waren. In mehreren Redebeiträgen wurde  klar Stellung bezogen; gegen den Versuch der extremen Rechten mehrheitsfähige Anknüpfungspunkte für ihre menschenverachtende Ideologie zu setzen und für Hilfe und soziale Gerechtigkeit für alle Menschen, unabhängig von sozialem Status, Lebens- und Liebensweisen, Herkunft, Aussehen oder Religion.

Dies betonte auch Manfred Seifert, Pfarrer und Oberkirchenrat i.R., in seinem  Redebeitrag. Dem Versuch Sozialneid zu schüren und eine Trennlinie zwischen hilfsbedürftigen und „hilfsunwürdigen“ Menschen zu ziehen erteilte er eine klare Absage, denn die Würde des Menschen sei nicht zuteilbar. Auch Marlies Hartmann, die Leiterin der Dessauer Stadtmission, bezog Stellung und informierte über die Arbeit der Suppenküche. Eine Institution die sich seit 20 Jahren für obdachlose und hilfsbedürftige Menschen engagiert. So wird neben warmen Essen, die Möglichkeit zu duschen, Wäsche zu waschen, eine Kleiderkammer und auch soziale Betreuung und Beratung vor Ort angeboten. Eine transparente und reelle Hilfe für Hilfsbedürftige in der Stadt, für welche auch an diesem Tag wieder gern gespendet wurde. Nachdem eine Liste obdachloser Todesopfer, welche seit 1990 von Neonazis in der BRD ermordet wurden, vorgelesen wurde, räumte Anke Bergmann mit einigen Mythen und Vorurteilen in Bezug auf Flüchtlinge auf. Und ob es Zufall war oder nicht, ob es vorbereitet war oder eher spontan - die international-studentische und künstlerische Initiative VOR-ORT-LADEN hatte jedenfalls passende Pappschilder und kreative und auf einer Wäscheleine präsentierte weiße Tennissocken dabei, die überdies mit eindeutigen Botschaften versehen waren.

Gerahmt wurde die Protest- und Gedenkkundgebung von Musik und Flyern sowie Transparenten, die an die von Neonazis getöteten Menschen erinnerten. So auch an Hans-Joachim Sbrzesny (mehr dazu hier…), der im Jahr 2008 auf brutale Art am Dessauer Hauptbahnhof von zwei Neonazis ermordet wurde. Einer von mindestens 182 Todesopfern seit 1990 (mehr dazu hier…) (und hier…).

Während dessen versuchten nur einige Meter weiter die angereisten Neonazis ihre Menschenfeindlichkeit unter dem Deckmantel der „Obdachlosenhilfe“ zu kaschieren. Unter ihnen Personen aus dem Umfeld der Brigade Bitterfeld (mehr dazu hier…), die offizielle Ansprechperson der Aktion Jennifer R., sowie Steffen U. (einer der Angeklagten im Prozess wegen der Gewaltstraftatserie in Bitterfeld-Wolfen) (mehr dazu hier…), Swen Behrendt, Robert und Siegmar Z. (mehr dazu hier…).


Foto: u.a. Jennifer R. (rechts mit heller Jacke) und Swen Behrendt (ganz links)

Dieser Versuch muss zumindest in der Außenwirkung als gescheitert gelten, Passant_innen kamen mit Ihnen weder ins Gespräch noch spendeten sie. Ihr Konzept, sich als besorgt um Hilfsbedürftige zu gerieren, die sie sonst misshandeln und totschlagen, ist an diesem Tag in Dessau nicht aufgegangen. Es wird sich zeigen was bei den ähnlich gelagerten Aktionen in Bitterfeld und Köthen herauskommt…

 

Projekt GegenPart – Mobiles Beratungsteam gegen Rechtsextremismus in Anhalt