Interkulturelle Woche 2005 in Dessau vom 23. September bis 05. Oktober
20 Akteure realisieren über 20 Veranstaltungen unter dem Motto "Miteinander Zusammenleben gestalten"
Gedanken:::
Es gibt hier viele Ausländer, die Geschichten erzählen können, dass einem ganz anders dabei wird. Aber es gibt mindestens genauso viele, die hier leben, ganz normaL Sie haben nichts Außerordentliches zu berichten, und ihr Lebenslauf liest sich wie der eines Deutschen, nur der Name ist nicht deutsch und vielleicht das Gesicht. Das soll aber nicht heißen, dass wir wie die Deutschen sind. Man kann es nehmen, wie man will:
Wir werden nie ein Teil der deutschen oder der türkischen Gesellschaft sein. Wir können höchstens der Teil unserer eigenen Gesellschaft sein. Für uns ist nichts vorbereitet Wir müssen um alles kämpfen, was wir haben wollen: Um Aufenthalt, um Sprache, um Bildung, um Staatsbürgerschaft, um Anerkennung, um Respekt, um Alles. Und wollen wir eine Heimat, dann müssen wir sogar darum kämpfen.
Mihriban. 30, Gemüsehändlerin [Im Kampf um Zugehörigkeit und Annerkennung]
Andere Kulturen wagen - Andere Kulturen erleben:::
Als frisch gewählter Ausländerbeauftragter der Stadt Dessau freue ich mich im Grußwort zum Programm der diesjährigen und b reits zur Tradition gewordenen Interkulturellen Woche einige Anmerkungen machen zu dürfen. Andere Kulturen wagen - andere Kulturen erleben. Dieses von mir gewählte Motto unterstreicht, dass dieser Weg der Begegnung von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zwar nicht der einzige Weg zu einem besseren Verständnis ist, sich aber über die Kultur viele Dinge definieren, welche die Menschen, ungeachtet ihrer kulturellen und sozialen Herkunft miteinander verbindet. Das reicht von kulinarischen Gemüse über Musik, Tanz und Sprache bis hin zu Brauchtum und Geschichte anderer Länder und Kulturen, aus denen die vielen ausländischen Menschen, die in Dessau leben, ursprünglich stammen.
Kultur als Bereicherung unserer Gesellschaft und somit auch das Teil jener humanistischen Sichtweise, welche die Geschichte Anhalt Dessaus maßgeblich geprägt hat. Dieses historische Bild, die es seit den Zeiten von Fürst Leopold I. von Anhalt Dessau beispielsweise auch den jüdischen Bürgern gestattete, hier nicht nur schlichtweg zu leben, sondern auch ihrem Gewerbe nachzugehen und ihre religiösen und kulturellen Gebräuche zu pflegen. Dieser kleine Exkurs in die Geschichte zeigt, dass trotz grundlegend anderer gesellschaftlicher Bedingungen des 17. Jahrhunderts, damals schon ein tolerantes Miteinander der Kulturen möglich war.
Wir leben heute in einer hochentwickelten Gesellschaft, die geprägt ist von Globalisierung und Internationalisierung und vielleicht sollte dieser Blick in die Geschichte uns zeigen, dass man sich im Umgang mit anderen Kulturen zu anderen Zeiten vielleicht nicht so schwer getan hat, wie es leider heute verschiedentlich der Fall ist. Ein tolerantes und humanistisches Miteinander ist leider (nicht nur in Dessau) noch keine Selbstverständlichkeit, sonst wäre das Engagement des Ausländerbeauftragten gar nicht vonnöten, um Menschen aus verschiedensten Ländern und deren Kultur den Menschen hier näher zu bringen und ihnen Ängste und Vorbehalte gegenüber dem scheinbar Fremden zu nehmen.
Liebe Dessauerinnen und Dessauer, ich lade Sie ein zu einem kulturellen Highlight in unserer Stadt Dessau. Andere Kulturen wagen - andere Kulturen erleben, wenn dieses Motto seine praktische Umsetzung in der Interkulturellen Woche, hoffentlich durch die Beteiligung vieler Bürger, seinen Niederschlag findet, ist dies ein wichtiger Beitrag auf dem langen Weg des toleranten Miteinander der Kulturen in Dessau. Ich danke allen mitwirkenden Initiativen, Vereinen, Verbänden, Behörden, aber auch den vielen Einzelpersonen, die diesen traditionsreichen Veranstaltungsreigen ermöglicht haben und wünschen allen Bürgern der Stadt Dessau und ihren Gästen viel Freude bei der Begegnung mit den unterschiedlichsten Kulturen.
Im Vorfeld der Interkulturellen Woche „Interreligiöser Dialog- was verbindet uns“ Christentum, Judentum, Islam Im Jahr 1990 stellten Vertreter verschiedener Religionen bei einem multireligiösen Gespräch in Genf fest : „Die Zukunft verlangt von uns, dass wir auf neue Art zusammenarbeiten und unseren Glauben leben. Wir müssen unseren eigenen religiösen Traditionen treu bleiben, jedoch in der Solidarität miteinander, so dass wir für unsere Zeit zu Trägern der Hoffnung werden.“
Dienstag 20.09.05 18.00 Uhr
Ort: Multikulturelles Zentrum Dessau e.V.
Verantwortlich: Jüdische Gemeinde Ev. Kirchenkreis Dessau Multikulturelles Zentrum Dessau e.V.
Podiumsgespräch mit offener Diskussion mit Rabbiner Mosche Flomenmann, Pfarrer Dr. Diestelkamp, Dr. Fadel unter der Moderation von Katrin Stückrath
Programm: 14.00 Uhr Trommelmusik aus Mosambique – Gruppe Xingombela aus Magdeburg 14.20 Uhr Bürgermeister Rosslau Herr Klemens Koschig (angefragt) 14.30 Uhr Klezmer Musik mit Gruppe Shoshanaaus Dessau 14.45 Uhr Grußwort des Ausländerbeauftragten Dessau 14.50 Uhr Shoshana 15.00 Uhr Mädchentanzgruppe des Jüdischen Kulturvereins Dessau 15.15 Uhr Internationale Kindermodenschau Dessau 15.30 Uhr Mädchentanzgruppe des Jüdischen Kulturvereins Dessau 15.45 Uhr Buntes Programm von Künstlern der Lubuskie Wojewodschaft 17.30 Uhr vietnamesische Tänze und Gesang – Gruppe Pfirsichblüte und Tanzgruppe Bambussprossen aus Magdeburg 18.00 Uhr Abschluss
Freitag 23.09.05 ab 14.00 Uhr
Ort: Rathaus-Center an der Friedensglocke
verantwortlich: Multikulturelles Zentrum Dessau e.V. Tel.: 0340/617330
Markt der Möglichkeiten Infostände der Vereine u. Verbände) Freie Gespräche, Imbiss mit internationalen Spezialitäten, afrikanischer Obstworkshop, afrikanischer Frisör, Kinderschminken Spielmobil
Hörspiel "Papa was ist ein Fremder" von Tahar Ben Jelloun, gelesen von Jenny und Otto Schily,68,51
Ein Hörspiel für Groß und Klein, geeignet als Familienabend. Das Buch hat in Frankreich ein überaus großes Echo gefunden und dort vor allem in Familien für lebhafte Diskussionen gesorgt. "... wie ich sie mir auch hier in Deutschland wünschen würde", sagt Otto Schily. Tahar Ben Yelloun spricht mit seiner zehnjährigen Tochter über Rassismus und Fremdehfeindlichkeit und erklärt mit einfachen Worten die Bedeutung vieler Begriffe [Kolonialismus, Diskriminierung, Ghetto Apartheid, Antisemitismus, Völkermord.] Ben Yelloun wurde dafür mit dem europäischen Preis der Künstler für den Frieden und den Global Tolerance Award der UNO ausgezeichnet.
Ort: Eine Welt Zentrum Johannisstraße 18 Innenhof Schwabenhaus
Nähere Informationen und Kartenbestellung: Eine Welt Zentrum Tel: 0340/2303534
Podiumsgespräch Viel Schatten – wenig Licht „Integration im Zuwanderungsgesetz“
Montag 26.09.05 12.30 Uhr bis 17.00 Uhr
Überblick über die zentralen Punkte im Zuwanderungsgesetz 12.30 Uhr Einwanderung ermöglichen, Integration fördern und Flüchtlinge besser bis schützen – diese Zielsetzungen des Zuwanderungsgesetzes 17.00 Uhr werden nicht erreicht
12.30 Uhr Teil 1 „Härtefallkommission“ Referenten: Härtefallkommissionsvorsitzende Frau Monika Schwenke Ausländerbeauftragter der Landesregierung Sachsen-Anhalt Herr Achim Bürig
15.00 Uhr Filmvorführung: „Von Rolltreppen und anderen Deutschen“ Sieben junge Menschen schildern ihren Alltag in Dessau. Das Besondere: Ihre familiären Wurzeln sind im Irak. Was ist Dessau für sie? Ihre Heimat, ihr Zuhause oder nur der Ort, an dem sie leben?
Ort: Multikulturelles Zentrum Dessau e.V. Parkstraße 7 06846 Dessau
Dienstag 27.09.05 15.00 Uhr Gewürzt wird diese Führung mit Erläuterungen über die kulturgeschichtliche Bedeutung dieses Friedhofs, über die Besonderheiten jüdischer Grabstätten, über Vergleiche jüdischer mit christlicher und anderen Religionen, über die Notwendigkeit interreligiösen Dialogs in unserer heutigen Zeit.
Ort: Jüdischer Friedhof Dessau
verantwortlich: Jüdische Gemeinde Dessau/ Kolleg für Management Dr. Bernd Ulbrich Tel.: 0340/2205990
Holzskulptur in Gedenken an Alberto Adriano::: von Stephen Hugh Lawson
Die Holzskulptur ist im Gedenken an Alberto Adriano, seine Kinder und all die Menschen in diesem Land, die sich gegen Rassismus behauptend, ihre Existenz verteidigen, geschaffen worden. Sie trägt den Titel: "Die nachfolgende Generation/ Schwarze Deutsche Eiche"
Sie wurde als ergänzendes Element für den Ort der Ermordung Alberto Adrianos konzipiert. An dieser Stelle wurde durch freundliche Hilfe von engagierten Bürgerinnen ein schlichter Gedenkstein mit einer Inschrift aufgestellt. Ich war der Meinung, dass zusätzlich zu der Steinsteele noch ein lebendigeres "sinnliches" Element hinzugefügt werden könnte, [auch wenn dies wiederum Rechtsradikale zu Übergriffe anreizen könnte.llch wollte eine Präsenz schaffen, die der Existenz Schwarzer Menschen in Deutschland ähnlich ist.
Der dargestellte junge Mensch steht aufrecht und würdevoll da. Das Holz, deutsche Eiche, wirkt alt und ist dunkel geworden. Trotz meiner anfänglichen Absicht, keine mahnende Figur zu machen, hat es sich nun doch so ergeben. Mahnmale sind ursprünglich auch Orte der Spiritualität, der seelischen Reflexion. Bei meiner Arbeit, die sich nicht rein intellektuell vollzieht, hat sich die Auseinandersetzung mit dem Thema auf die Wirkung der Skulptur niedergeschlagen. Es ist :ine geistige Ahnenfigur geworden.
Am 10. juni, dem 5. Todestag von Alberto Adriano, war die Holzskulptur des Bildhauers Stephen Hugh Lawson aus Soest INordrhein-Westfalen] erstmals öffentlich im Dessauer Stadtpark zu sehen. Das beeindruckende Kunstwerk, stand bis zum Beginn der Theaterferien im Foyer des Anhaltischen Theaters Dessau. Zur Zeit ist die Skulptur in der St. Georgenkirche Dessau zu sehen.
Mitgestalter der Interkulturellen Woche 2005 in Dessau:::
Alternatives Jugendzentrum e.V./ ProjektgegenPart Anhaltisches Theater Dessau Ausländerbeauftragter der Stadt Dessau Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Bündnis gegen Rechtsextremismus Caritasverband Dessau DGB Eine Welt-Zentrum-Dessau Ev. Erwachsenenbildung Ev. Jakobus-Paulus-Gemeinde Evang. Kirchengemeinde SI. Georg Dessau Ev. Landeskirche Anhalt Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung Multikulturelles Zentrum Dessau e.v. Netzwerk zur Integration Polizeirevier Dessau Projekt "Agora des Lernens" Dessau, Anhalt Wittenberg Stadtverwaltung Dessau Stiftung Evang. Jugendhilfe Dessau Wir mit Euch e.V.
Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung der Stadt Dessau, des Landes Sachsen-Anhalt, sowie des Ausländerbeauftragten des Landes SachsenAnhalt.