Eröffnung der Aktionswochen gegen Antisemitismus 2006 am 22. November ab 18.00 Uhr im Dessauer Rathaussaal
bis zum 07. Dezember insgesamt 8 Veranstaltungen//Justizministerin Sachsen-Anhalts spricht als Schirmherrin
„Was Ihr mit Euren Nachbarn macht ist noch eine Nummer größer als der Holocaust!“ Solche und ähnliche Anfeindungen überhäuften in diesem Sommer den Zentralrat der Juden in Deutschland und andere jüdische Einrichtungen. Der israelische Kriegseinsatz im Libanon wurde in der deutschen Presse und auf den Friedensdemonstrationen zum Anlass genommen, jahrhunderte alte antisemitische Stereotype neu aufzulegen: Es war vom israelischen Kindermord die Rede, vom Blutsauger und von dem hinterhältigen Überfall, den dieser Krieg dargestellt habe. Begleitet wurden diese Äußerungen von den in Deutschland normal gewordenen antisemitischen Vorfällen: Friedhofsschändungen, antisemitische Schmierereien an Hauswänden und Denkmälern, judenfeindliche Äußerungen auf Demonstrationen, „du Jude“ als Schimpfwort auf Schulhöfen, Übergriffe auf Personen; die Liste antisemitischer Straf- und Gewalttaten reißt nicht ab. Eine Auseinandersetzung darüber findet jedoch in der breiten Öffentlichkeit kaum statt.
Dagegen versuchen bundesweit zahlreiche Initiativen und Gruppen mit den „Aktionswochen gegen Antisemitismus“, koordiniert von der Amadeu Antonio Stiftung in Berlin, vorzugehen.
In Dessau haben sich deshalb zahlreiche Akteure bereits das dritte Jahr in Folge (mehr dazu hier...) zusammengeschlossen, um über historische und aktuelle Erscheinungsformen des Antisemitismus zu informieren, aufzuklären und sich in die Debatte einzumischen.
Das es gelungen ist, mit Prof. Dr. Angela Kolb, der Justizministerin des Landes Sachsen-Anhalt, eine exponierte Persönlichkeit der Landespolitik als Schirmherrin zu gewinnen, freut den Vorbereitungskreis besonders. In ihrem Grußwort konstatiert die Ministerin: "Die Vorfälle in Pömmelte, Pretzien, Wolmirstedt und Parey, aber auch viele weniger Aufsehen erregende fremdenfeindliche oder antisemitische Übergriffe haben zu einem Image Sachsen-Anhalts und der neuen Bundesländer beigetragen, dem wir uns entgegen stellen wollen und müssen." Die SPD-Politikerin fordert präventive Maßnahmen und Programme im Bereich Rechtsextremismus die es gelte, "zu intensivieren". Schließlich kündigt sie an: "Sowohl die Bundesregierung als auch die Landesregierung, der ich angehöre, sind dabei, mit Programmen gegen Gewalt, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus deutliche Zeichen zur Förderung von Vielfalt, Toleranz und Demokratie zu setzen - nach Auslaufen des Bundesprogramms CIVITAS auch durch weitere finanzielle Anstrengungen, die hoffentlich eine Fortsetzung der bisherigen erfolgreichen Arbeit ermöglichen werden."
Justizministerin Prof. Dr. Angela Kolb
_______________________________________ Programm
22. November 2006//Rathaussaal//Zerbster Str.04 Eröffnung der Aktionswochen mit: 18.00 Uhr Grußwort der Justizministerin Sachsen-Anhalts, Prof Dr. Angela Kolb
18.10 Uhr Musikbeitrag: Ensemble Nostalgy (Jüdische Gemeinde Dessau)
18.20 Uhr Eröffnungsrede des Vorbereitungskreises (Marco Steckel, Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt)
18.25 Uhr Musikbeitrag: Ensemble Nostalgy (Jüdische Gemeinde Dessau)
18.30 Uhr Filmpremiere: „Der Tod kam aus Dessau – Die nationalsozialistische Zyklon B-Produktion in der öffentlichen Erinnerung“ >>>> Mit dem Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B ermordeten die Nationalsozialisten in den deutschen Vernichtungslagern Millionen von Menschen, vor allem europäische Juden. Dessau war der Hauptproduktions- standort von Zyklon B. Bis 1945 wurde das Giftgas in der Zuckerraffinerie, im Volksmund "Fine" genannt, hergestellt. Die 30minütige Dokumentation beleuchtet die lokalen Aspekte der Produktion und geht der Frage nach, ob und wie sich die Dessauer nach 1945 mit dem historischen Fakt, dass ein Produkt aus ihrer Stadt zur Menschenvernichtung verwendet wurde, auseinandersetzten. Der Film nähert sich sowohl der öffentlichen Erinnerung in der DDR als auch der Debatte nach der politischen Wende 1989. Neben der Befragung von Interviewpartnern, kommen die Überlebenden Henryk Mandelbaum und Kazimierz Smolen zu Wort.
19.15 Uhr Zeitzeugengespräch mit dem Holocaustüberlebenden Max Mannheimer >>>>Max Mannheimer wurde mit seiner Familie Anfang 1943 über Theresienstadt nach Auschwitz, wo seine junge Frau sowie seine Eltern sofort in den Gaskammern ermordet wurden, deportiert. Die weiteren Stationen seines Leidens waren die Konzentrationslager Warschau, Dachau und das Dachauer Außenlager Mühldorf. Außer ihm überlebte nur noch ein Bruder den Holocaust. Seit 1990 ist Max Mannheimer Präsident der Lagergemeinschaft Dachau, seit 2002 Vizepräsident des Internationalen Dachau-Komitees.
20.30 Uhr Ende _______________________________________________________________
23. November 2006//Gemeindezentrum St. Georg//Georgenstraße 15 Vortrag und Buchlesung mit Erika Rosenberg (Buenos Aires): “Die Wahrheit über Oskar Schindler“ 19.30 Uhr >>>>Wer war Oskar Schindler wirklich, der während des 2. Weltkriegs über 1300 Juden das Leben rettete und durch Steven Spielbergs Film "Schindlers Liste" berühmt wurde? Erika Rosenberg, 1951 in Buenos Aires geboren, unterrichtet am Goethe-Institut in Buenos Aires Deutsch und deutsche Geschichte. Sie ist journalistisch tätig, als Mitarbeiterin der Deutschen Welle und als Autorin mehrerer Bücher. Sie ist eine enge Vertraute der Witwe Emilie Schindler und hat Biografien von Oskar und Emilie Schindler verfasst. In ihrem Vortrag will sie nicht nur den "Helden" Schindler im neuen Licht erscheinen lassen, sondern auch uns die beiden Menschen Emilie und Oskar Schindler nahe bringen.
28. November 2006//Galeriecafe//Schloßstr. 10 Buchlesung mit der Autorin Renate Gruber (Wittenberg): “Nachtzug nach Piestany“ 18.00 Uhr >>>>Renate Gruber veröffentlichte vor einigen Jahren den Titel " ... und morgen war Krieg!" im Eigenverlag. Kürzlich hat sie die Lebensgeschichte der jüdischen Ärztin Miriam Litwin in einem Buch verarbeitet. Miriam Litwin ist Israelin. Auf der Suche nach den Lebensspuren nimmt Renate Gruber-Lieblich ihre Leser mit auf die Reise nach Italien, Schweden, Polen und bekommt dabei ihre deutsche Herkunft mehr als einmal zu spuren. Sie stößt auf neue Geschichten, die ihr wichtig sind zu erzählen...
30. November 2006//Galeriecafe//Schloßstr. 10 Vortrag und Präsentation mit Dr. Bernd Ulbrich: “Dessaus deutsch-jüdische Geschichte – Ein virtueller Stadtrundgang“ 18.00 Uhr >>>>Im Rahmen des von Dr. Bernd Ulbrich geleiteten Projektes 'Antisemitismus in Anhalt-Dessau' wurden durch das Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung virtuelle kulturhistorische Führungen erarbeitet, die jetzt im Internet und als CD-ROM zur Verfügung stehen. Drei Führungen zeigen anhand regionaler Karten, in Ortsbeschreibungen und Ortschroniken, in Zeitdokumenten und Personenprofilen die jüdische Kultur- und Geistesgeschichte der Region und erinnern an die Schrecken des Nationalsozialismus: 'Stadtführung durch Dessau', 'Regionalführung durch Anhalt' und 'Zeitreise zur Geschichte der Synagoge Wörlitz'. Eine weitere virtuelle Führung ist in Vorbereitung. Die virtuelle Führung „Judentum und Antisemitismus in Dessau“ erinnert an das bis ins 17. Jahrhundert zurückreichende jüdische Leben in Dessau und an seine Bedeutung für die Stadtgeschichte. Zugleich zeigt sie anhand von Zeitdokumenten die Zerstörung einer Kultur durch das Dritte Reich.
Veranstalter:
Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung gGmbH Dr. Bernd Ulbrich Humperdinckstraße 16 06844 Dessau Tel: 0304 – 2205990 Mail: bulbrich@kmgne.de _________________________________________________________________________
06. Dezember 2006//Alternatives Jugendzentrum//Schlachthofstr. 25 Vortrag mit Jan Riebe: “Im Spannungsfeld von Rassismus und Antisemitismus: Das Verhältnis der deutschen extremen Rechten zu islamistischen Gruppen“ 18.00 Uhr >>>>Der Referent untersucht das Verhältnis des deutschen Rechtsextremismus zu islamistischen Gruppen und Einzelpersonen. Dabei geht es sowohl um die historische Zusammenarbeit der NSDAP mit arabischen Nationalisten und Antisemiten im Dritten Reich, als auch um Aspekte in der Gegenwart. Auf Grundlage verschiedener theoretischer Publikationen aus der rechten Szene (Sleipnir, Nation&Europa und Criticon) sowie aktueller Projekte neonazistisch-islamistischer Kooperation (Leugnung der Shoa, Palästina- und Iraksolidarität) wird die Positionierung der extremen Rechten zu diesen Gruppen herausgearbeitet. Der Vortrag gibt einen Überblick über Möglichkeiten und Grenzen dieser Zusammenarbeit und zeigt welche unterschiedlichen Handlungsansätze zu dieser Frage innerhalb der deutschen extremen Rechten debattiert werden.
Veranstalter: Projekt gegenPart Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus Steffen Andersch Schlachthofstr. 25 06844 Dessau Tel./Fax: 0340/ 26 60 21 3 projektgegenpart@gmx.net www.projektgegenpart.org
07. Dezember 2006//Multikulturelles Zentrum//Parkstr. 07 Film: “Alles auf Zucker“ 18.00 Uhr >>>>Jakob Zuckermann (Henry Hübchen) ein Jude? "Mit dem Club habe ich nichts zu tun", verkündet Jaeckie Zucker voller Inbrunst. Doch da irrt er sich. Denn dem zu DDR-Zeiten beliebten Sportreporter und Lebemann steht das Wasser bis zum Hals: Der Gerichtsvollzieher droht mit Knast und seine Frau Marlene (Hannelore Elsner) mit Scheidung. Für den gewitzten Billardspieler gibt es nur noch eine Hoffnung: Das mit 100.000 Euro dotierte European Pool Turnier. Doch unmittelbar vor Turnierbeginn stirbt Jaeckies Mutter. Und Mammes Testament hält eine besondere Überraschung parat: Das Erbe fällt ihnen nur dann zu, wenn sich die seit über 40 Jahren verfeindeten Söhne Samuel (Udo Samel) und Jakob versöhnen - und wenn sie samt ihrer Familien das jüdische Gesetz einhalten und sieben Tage strengste Totenwache halten. Während Marlene einen Crashkurs in Sachen jüdischer Tradition absolviert und die orthodoxe Verwandtschaft mit koscheren Häppchen versorgt, gibt es für Jaeckie ein ganz anderes Problem - das Billardturnier wurde soeben eröffnet...
Veranstalter:
News
projektgegenpart ist umgezogen
3. Workshop für Bürgerbündnisse und lokale Akteure: "Vor Ort aktiv gegen Rechtsextremismus – gemeinsam oder einsam?"
Amtsgericht Burg: Rechte Schläger wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt
Neues von der Kampagne "Kein Bock auf Nazis"
Verlegung der ersten Stolpersteine am 19. Mai 2008 in Dessau-Roßlau
1708 Opfer rechter Gewalt in Ostdeutschland
Spendenaufruf für Zeitzeugenarchiv
gemeinsamer Spendenaufruf für Oury Jalloh
Augen Auf! > Eröffnung der Aktionswochen gegen Antisemitismus 2006 in Dessau