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"Das hat`s bei uns nicht gegeben! - Antisemitismus in der DDR"

Ausstellungseröffnung am 30. Mai 2007 im Dessauer Rathaussaal




Im vergangenen Jahr haben insgesamt zehn Jugendgruppen, darunter in Dessau, in lokalen Fallstudien zum Thema „Antisemitismus in der DDR“  recherchiert. Das Ergebnis ist eine maßgeblich durch die  Berliner Amadeu Antonio Stiftung umgesetzte und 36 Schautafeln umfassende gleichnamige Wanderausstellung, die im April 2007 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Exposition wurde dabei von einem wissenschaftlichen Beirat, besetzt mit exponierten Historikern, begleitet der sein Augenmerk besonders darauf gerichtet hat, dass diese auch zur schulischen und außerschulischen Jugendbildungsarbeit zum Einsatz kommen kann. Außerdem wird im multimedialen Begleitprogramm der Ausstellung u. a. der Film “Der Tod kam aus Dessau - Die nationalsozialistische Zyklon B-Produktion in der öffentlichen Erinnerung” (mehr dazu hier...) gezeigt, der vor einigen Monaten von
Dessauer Jugendlichen produziert wurde. Vom 30. Mai bis 13. Juni 2007 wird die Ausstellung nun im Dessauer Rathaus zu sehen sein.

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Programm der Ausstellungseröffnung am 30. Mai 2007 im Dessauer Rathaussaal

18.00 Uhr//musikalischer Beitrag:
Oboenquartett F-Dur K.V. 370 von Wolfgang Amadeus Mozart
”rolling art quartet” (Mitglieder der Anhaltischen Philharmonie Dessau)

18.10 Uhr//Grußwort der Landesregierung
Burkhard Lischka
Staatssekretär im Justizministerium des Landes Sachsen-Anhalt


Burkhard Lischka, Staatssekretär im Magdeburger Justizministerium

18.20 Uhr//musikalischer Beitrag:
Oboenquartett F-Dur K.V. 370 von Wolfgang Amadeus Mozart
”rolling art quartet”

18.30 Uhr//Eröffnungsrede der Veranstalter
Steffen Andersch
Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus (Projekt gegenPart)

18.40 Uhr//Grußwort der Amadeu Antonio Stiftung
Anetta Kahane
Vorstandsvorsitzende Amadeu Antonio Stiftung

18.50 Uhr//Vortrag und Lesung
„Rotbuch: Stalin und die Juden“
mit dem Holocaustüberlebenden und Buchautor Dr. h.c. Arno Lustiger


der Ehrengast der Eröffnung: Arno Lustiger

Moderation:
Marco Steckel
Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt in Dessau

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Ausstellungshinweise

Das hat`s bei uns nicht gegeben! - Antisemitismus in der DDR“
Dessauer Rathaus-Foyer (1. OG)
30. Mai – 13. Juni 2007

Öffnungszeiten:
Mo., Mi., : 09.00 - 15.00 Uhr
Di., Do.: 10.00 - 17.00 Uhr
Fr.: 08.00 - 12.00 Uhr
Für Gruppen und Schulklassen auch nach Absprache.

Die Themen der Ausstellung im Überblick:
■ Einleitung: Was ist Antisemitismus?
■ Antizionismus in Politik und Medien
■ Jüdische Friedhöfe in der DDR – Orte der ewigen Ruhe?
■ Gedenken und Erinnern an die Opfer des Nationalsozialismus
■ Rechtsextremismus und Antisemitismus in den 1980er Jahren
■ Instrumentalisierung der jüdischen Gemeinden in den 80er Jahren

Der Eintritt ist frei.

lokale Veranstalter:
Alternatives Jugendzentrum e. V. Dessau, Projekt gegenPart – Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus, Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt im Multikulturellen Zentrum
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Jugendbildungsangebote rund um die Expostion

O
ft wird darüber diskutiert, woher der Rechtsextremismus in den neuen Bundesländern kommt. Erklärungen suchen Politik und Wissenschaft meist in sozialen Kontexten. Außer Acht gelassen wird jedoch häufig ein anderer Aspekt: Auch der Osten Deutschlands war Teil des nationalsozialistischen Täterlandes. Somit hatte sich auch die DDR mit diesem Erbe auseinander zu setzen. Der Staat aber erklärte die Bevölkerung zu einem Volk von Antifaschisten. In den Familien oder Gemeinden fand in der Regel keine Auseinandersetzung mit der Vergangenheit statt. In Dessau gab es beispielsweise keine öffentliche Debatte über die nationalsozialistische Zyklon B-Produktion in der Stadt. So blieb der Bodensatz des Antisemitismus unangetastet. Bis heute hält sich der Mythos, es hätte in der DDR keinen Antisemitismus gegeben.

76 Jugendliche, darunter einige aus Dessau, haben in acht ostdeutschen Städten dazu geforscht. Sie haben Fragen gestellt und Fakten recherchiert: Wo befindet sich der jüdische Friedhof, und wo sind nach 1950 seine Grabsteine geblieben? Was wurde in der Regionalzeitung über Israel geschrieben? Und wie wurde öffentlich an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert? Ihre Ergebnisse werden in dieser Ausstellung präsentiert.

In der Lokalhistorie Dessaus finden sich viele Ansatzpunkte zur inhaltlichen Ausgestaltung dieser Bildungsprogramme. In den Bildungsbausteinen werden sich die jungen Menschen in aktiver Form, z.B. mittels Führungen, Workshops und Filmvorstellungen, der Geschichte des Antisemitismus hier vor Ort annähern können.

Die speziellen Bildungsbausteine werden insbesondere für Schüler und Jugendliche ab der Klassenstufe 9 angeboten.

Den begleitenden Lehrern/Betreuern können die Bildungsprogramme Anregungen für die Einbeziehung lokalhistorischer Aspekte in den Unterricht
und die politische Jugendbildung geben.

Führungen/Workshops/Studientage für Schulklassen und Jugendgruppen:

Das Projekt gegenPart (Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus) bietet für Schulklassen und Jugendliche aus Dessau und der Region Führungen durch die Ausstellung an. Dass bietet sich vor allem deswegen an, weil einige der Schautafeln einen lokalen Bezug haben und sich mit antisemitischen und israelfeindlichen Tendenzen und Erscheinungen in Dessau zu DDR-Zeiten beschäftigen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, unmittelbar nach der Führung an einem thematischen Workshop teilzunehmen. Im Mittelpunkt des Workshops steht die  Arbeit mit Materialien (Artikel aus Tageszeitungen und Dessauer Betriebszeitungen aus den Jahren 1967-1982), um so mittels einer lokalen Medienanalyse diese Erscheinungen für die SchülerInnen und Jugendlichen ganz konkret erfahrbar zu machen.


1. Studientag mit Führung, Filmvorführung und Gruppenarbeit (09.00 – 13.00 Uhr)
Der Studientag beinhaltet folgende Bausteine:
- Rundgang durch die Ausstellung
- Gruppenarbeit (siehe Themenkomplexe)
- Vorstellung der Ergebnisse der Arbeitsgruppen
- Filmvorführung: „Der Tod kam aus Dessau – Die nationalsozialistische Zyklon B- Produktion in der öffentlichen Erinnerung“ mit anschließender Diskussion

mögliche Termine:
Donnerstag, 31.05.2007
Freitag, 01.06.2007
Mittwoch, 04.06.2007
Dienstag, 05.06.2007
Mittwoch, 06.06.2007
 
2. Kurzprogramm (60 oder 90 min., jeweils ab 10.00 Uhr)
Das Kurzprogramm beinhaltet einen Rundgang durch die Ausstellung mit anschließender Vorführung des Films: „Der Tod kam aus Dessau – Die nationalsozialistische Zyklon B- Produktion in der öffentlichen Erinnerung“.

mögliche Termine:
Donnerstag, 07.06.2007
Freitag, 08.06.2007
Montag, 11.06.2007
Dienstag, 12.06.2007

Themenkomplexe der Gruppenarbeit:
1. Antisemitismus in Dessau – Eine lokale Medienanalyse: „Der Sechstagekrieg im Jahre 1967“

2. Antisemitismus in Dessau – Eine lokale Medienanalyse: „Der Jom-Kippur-Krieg (1973)“

3. Antisemitismus in Dessau – Eine lokale Medienanalyse: „Der Libanonkrieg (1982)“
 
Für Anmeldungen und Terminabsprachen melden Sie sich bitte bis zum 21. Mai 2007.

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Veranstaltung im Rahmenprogramm der Ausstellung

# Vortrag/Diskussion:
„Antisemitismus in Dessau – Schlaglichter zum lokalen Diskurs 1967-1982“

Ort/Zeit:
06. Juni 2007
17.00 Uhr
Multikulturelles Zentrum Dessau (Parkstr. 07)

Referent:
Steffen Andersch
Projekt gegenPart
(Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus)

Bereits vor der Gründung der DDR stand das jüdische Verlangen nach einem eigenen Staatswesen in Palästina in einem eindeutig konträren Verhältnis zur bisherigen antizionistischen Einstellung und Praxis der kommunistischen Bewegung. Antikapitalistische Argumentationen der frühen SED verbanden meist unwidersprochen eine Gleichsetzung von Juden und Kapitalisten und der Entgegensetzung von jüdischen Kapitalisten und Arbeiterklasse. Obwohl die Gründung des Staates Israels von der SED anfänglich, analog den Vorgaben aus Moskau, begrüßt wurde, schlug diese Zustimmung schnell in einen aggressiv vorgetragenen Antizionismus um, der immer offener antisemitisch argumentierte.

Besonders kam die antisemitische DDR-Propaganda bei der Bewertung israelischer Militäraktionen in den Nahostkriegen zum Vorschein.  Das war beim Sechstagekrieg 1967 in Ansätzen so, steigerte sich beim Jom-Kippur-Krieg (1973), um schließlich in einer offen antisemitischen Kampagne rund um den Libanon-Krieg (1982) zu münden. Diese Entwicklung ist auch für Dessau nachweisbar.



Während und nach dem Jom-Kippur-Krieg dominierte der antisemitische Antizionismus Erklärungen und Interpretationen der staatsoffiziellen Debatte und mehr noch, reihenweise wurde die Politik und Militärstrategie Israel mit den Nationalsozialisten verglichen oder gleichgesetzt. So veröffentlichte die „Freiheit“ am 11. Oktober 1973 einen Artikel unter der Überschrift „Die Verbrechen Israels erinnern an die Nazis“.

Im Zusammenhang mit dem Libanonkrieg 1982 und den folgenden Konflikten im selben Jahr diente der Ausdruck „Zionismus“ nur noch als Staffage, um offenen Antisemitismus semantisch zu kaschieren. In fast jedem Artikel wurden Begriffe aus dem historischen Nationalsozialismus für die Beschreibung Israels benutzt. Dabei wurde fast die komplette Klaviatur der NS-Sprache verwendet. Die Mitteldeutschen Neuesten Nachrichten titelten am 11. Juni 1982: „Israel führt totalen Krieg“ , um am 30. Juni 1982 mit der Schlagzeile „Massakern des Faschismus ähnlich“  nachzulegen.

Selbst Vergleiche zum nationalsozialistischen Vernichtungslager Auschwitz wurden nicht ausgespart. In dem „Freiheit“- Kommentar vom 19. Juni 1982 „Damit aus Beirut kein Auschwitz wird“ , spricht der Redakteur von „zionistischen Terrorbanden nach dem Muster von Lidice“.
Die „Freiheit“ vom 23. September 1982 stellte unter der Überschrift „Blutbad gleicht den Verbrechen der Faschisten im Warschauer Ghetto“  einen unmittelbaren Bezugs- und Vergleichsrahmen zu Verbrechen des Nationalsozialismus her und sprach von einem „kaltblütig organisierten Massenmord“.



Infos/Kontakt/Anmeldungen:
Projekt gegenPart
Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit
und Antisemitismus
Steffen Andersch
Schlachthofstr. 25
06844 Dessau
tel./fax: 0340/ 26 60 21 3
@-mail : projektgegenpart@gmx.net
www.projektgegenpart.org


 

 

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