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“Die Idee einer absoluten Monokultur ist unsinnig“

Tag der Erinnerung im Dessauer Stadtpark




Über 80 BürgerInnen versammelten sich am 10. Juni 2005 im Dessauer Stadtpark, um unter dem Label „Tag der Erinnerung“, der Ermordung Alberto Adrianos durch Neonazis vor genau fünf Jahren zu gedenken. Nicht ohne Grund verzichtete der Vorbereitungskreis in diesem Jahr darauf, die Veranstaltung unter dem bekannten Motto: „Fest der Begegnung“ durchzuführen. Bereits Monate vorher hatten sich die AkteurInnen angesichts des Feuertodes Oury Jallohs, der Asylbewerber verbrannte am 07. Januar 2005 in einer Dessauer Polizeizelle,  in einem Diskussionsprozeß darauf geeinigt, auf eine Begegnung mit expliziten Festcharakter zu verzichten. Der Moderator des „Tages der Erinnerung“, Marco Steckel von der Beratungsstelle für Opfer rechtsextremer Gewalt, sagte dazu: „Ein Fest hielten wir nicht für angemessen.“

Zum Programmbeginn gab der Frontman der Band „Timbila“ aus Mosambique, die musikalisch durch den gesamten Tag führte, angesichts einer kleinen technischen Panne eine kleine Kostprobe seines Humors: „Wir haben keinen Strom, dass ist schon komisch für Deutschland.“

Mit den Worten: „Es ist was besonderes, das Dr. Stefan Exner hier spricht!“, wurde der Präsident des Stadtrates der Stadt Dessau angekündigt. Viele Gäste waren ob der klaren Statements, die Exner im Laufe seiner Rede abgab, positiv überrascht. Nach dem das CDU-Mitglied den menschenverachtenden Ablauf der Ermordung Alberto Adrianos im Sommer 2000 eindrucksvoll schilderte, formulierte er unmissverständlich: „Dass war eine sinnlose, eine barbarische Tat.“ Exner forderte insbesondere die politischen Verantwortungsträger auf, ihre gemeinsame Verantwortung im Kampf gegen Rechtsextremismus wahrzunehmen. „Doch ohne die Aktivierung der Zivilgesellschaft“, so Exner weiter, könne dieser Kampf nicht erfolgreich sein.
Auch Exner begrüßte die Entscheidung für einen Tag der Erinnerung: “Es ist richtig, nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen.“
Zum Fall Oury Jalloh schwieg der Stadtratspräsident nicht, wenn er formulierte: „ Er ist im Polizeigewahrsam umgekommen, da gibt es nichts herum zu reden.“. Exner kritisierte die Öffentlichkeitsarbeit der Ermittlungsbehörden: „Es ist nicht förderlich, dass Details zum Fall von der Presse aufgedeckt werden.“  Sein abschließender Appell für eine pluralistische, offene und tolerante Gesellschaft, stieß auf zustimmenden Applaus.

Als nächster Redner betrat der Bildhauer und Künstler Stephen Lawson die Bühne. Seine Erfahrungen mit der Stadt Dessau in den letzten Jahren, insbesondere mit den offiziellen Verantwortungsträgern, sind nicht die besten. Auf Einladung des Vorbereitungskreises stellte Lawson nochmals seine Holzskulptur aus Deutscher Eiche vor, die eigentlich im Stadtpark aufgestellt werden und an die Ermordung Adrianos erinnern sollte. Der Kulturausschuss der Stadt blockierte das Vorhaben und schließlich gab Lawson vor einigen Monaten entnervt auf. „Diesen Mord kann man nicht auf Alkohol und soziale Benachteiligung schieben“, brachte der Künstler aus dem nordrheinwestfälischen Soest seinen Standpunkt klar rüber. Lawson sprach von einem kritikwürdigen Deutschen Volkscharakter und einer unsäglichen Leitkulturdebatte, wenn er formulierte: “Die Idee einer absoluten Monokultur ist unsinnig.“
Seine Skulptur, die in den kommenden Wochen im Foyer des Anhaltischen Theaters zu sehen sein wird, sei eine Erinnerung an alle Menschen, die in Deutschland, Europa und der gesamten Welt Opfer rassistischer Gewalt geworden sind.


Zum Abschluss der Veranstaltung fand die Dessauer Grafikerin Isabell Hess, noch einige Worte zu ihrem Ausstellungsprojekt „Mit fremden Augen“. Die Exponate waren im Stadtpark aufgestellt und bildeten einen angemessenen Rahmen für Einzelgespräche und Kontaktknüpfungen, die den Tag der Erinnerung langsam ausklingen ließen. 

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