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„Der Nationalsozialismus war der Versuch, eine geistige Flachdenkermentalität zu etablieren“

virtueller Rundgang zum Antisemitismus in Anhalt vorgestellt




Um zu realisieren, dass Dessau nicht unwesentlich durch jüdische Kultur, jüdische Unternehmungen und Geistesschaffen groß geworden ist und die Nationalsozialisten in ihrem antisemitischen Wahn diese Befruchtung der Stadtgeschichte unwiderruflich zerstört haben, muss man nicht zweieinhalb Jahren recherchieren. Akribische Forschungsarbeit ist aber sehr wohl notwendig, um diesen Teil der Lokalhistorie detailliert und historisch korrekt aufzuarbeiten. Genau daran hat Dr. Bernd Ulbrich vom Kolleg für Management und Gestaltung nachhaltiger Entwicklung in den letzten 30 Monaten gearbeitet. Und das Ergebnis, dass er im Rahmen der Aktionswochen gegen Antisemitismus am 30. November 2006 den zahlreichen Gästen im Galeriecafe vorstellte, kann sich sehen lassen. Der Historiker präsentierte seinen virtuellen Stadtrundgang „Judentum und Antisemitismus in Anhalt“ nicht ohne den Verweis, dass die interaktive Internetanwendung für ihn „eine völlig neue Erfahrung“ gewesen sei. „Ich schreibe ja sonst nur lange Texte“, beschrieb er die für sich schwierige Umstellung auf das Medium. Das Schreiben langer Texte dürfte Ulbrich bei der Umsetzung des vom Bundesprogramm Civitas geförderten Projektes allerdings entgegengekommen sein. Schließlich ist das Thema für ihn kein Neuland, immer hin hat er schon zwei Veröffentlichungen im Kontext zu Buche stehen (mehr dazu hier…).


Dr. Bernd Ulbrich präsentiert die virtuelle Reise

Die virtuelle Reise (www.antisemitismus-anhalt.de) ist in insgesamt vier Führungen aufgeteilt, durch die sich der geneigte User klicken kann und dann für seine Mühe mit äußerst übersichtlich strukturierten Informationen belohnt wird. Neben einem Rundgang zu Dessau, gibt es auch einen zur Wörlitzer Synagoge, zur Region Anhalt und einen Bereich in dem jüdische Persönlichkeiten, aber auch NS-Täter, näher beleuchtet werden. Ergänzt werden die Kurzbiographien, Zeittafeln und alten Stadtpläne durch eine Vielzahl von kommentierten Zeitdokumenten, die Ulbrich in den lokalen und regionalen Archiven ausgegraben hat.

 
Im Link der die Geschichte jüdischen Lebens und des Antisemitismus in Anhalt betrachtet, sind 40 Orte auf eine Karte aufgelistet und mit umfangreichen Legenden erklärt. „Der Dessauer Fürst hatte ein anderes Verhältnis zu den Juden als der in Bernburg“, erklärt Ulbrich die notwendige Differenzierung. Eine Auswahlbibliographie bietet zu dem die Möglichkeit, sich noch intensiver fortzubilden. In 44 Kurzbiographien stellt die Seite Menschen vor, so zum Beispiel die Antifaschistin Olga Benario, die die Nazis in Bernburg vergasten. Abgerundet wird das Angebot u.a. durch eine Chronologie der Juden in Dessau, statistisches Material und der Vorstellung vieler relevanter Bauwerke und deren Geschichte.


ein Auschnitt des Internetportals

Die zentrale Präsentationsform der Klick-Tour durch Dessau ist ein nummerierter Straßenplan, der insgesamt 20 Lokalitäten umfasst: Von „1“ wie Bauhaus bis „20“ wie der jüdische Friedhof. Öffentliche Plätze, ehemalige NS-Behörden der Gauhauptstadt Dessau und Stätten jüdischen Lebens sind dabei die aufgeführten Stationen. Die Nummer „19“ wartet mit Hinweisen zum Informations- und Mahnpunkt Zyklon B auf der Brauereibrücke auf. Das im Jahr 2005 eingeweihte Mahnmal, dass an das in den deutschen Vernichtungslager zur Menschenvernichtung eingesetzte Giftgas und dessen Produktion in Dessau erinnert, führt den Besucher die Verstrickung der Muldestadt in den Massenmord an den europäischen Juden, dem Holocaust, vor Augen. „Das gehört alles zur Annäherung an das sehr komplexe Phänomen des Nationalsozialismus“, beschreibt Ulbrich. Hier erfährt man auch, dass die 1908 eingeweihte Synagoge in der Steinstrasse nur 30 Jahre überdauerte. In der Reichspogromnacht 1938 wurde sie vom deutschen Mob in Brand gesteckt. In der „Chronik der Gauhauptstadt Dessau“ wurde diese Tat 1940 entsprechend gefeiert: „Am 09. November ging die Dessauer Synagoge (…) als erste in Deutschland in Flammen auf.“ Bis 1932 stand auf dem Bahnhofsvorplatz das Denkmal des bedeutenden jüdischen Philosophen und Denkers Moses Mendelssohn. Bereits vor der Machtübertragung an die Nationalsozialisten 1933 im deutschen Reich, sorgten örtliche Nazis dafür, dass es von dieser exponierten Stelle verschwand. Ulbrich versucht, den krankhaften antisemitischen Wahn, mit dem die Nazis gerade in Dessau wüteten, auf einen analytischen Kern zu bringen: „Der Nationalsozialismus war der Versuch, eine geistige Flachdenkermentalität zu etablieren.“


der Bereich "Persönlichkeiten"

Die Beschreibungen zur Wörlitzer Synagoge werden an Hand einer Zeitleiste erläutert. Ein einsehbares Dokument aus dem Jahre 1938 belegt, wie die damalige Kommunalpolitik tickte: „ Der Judentempel ist nicht mehr lange zu rechtfertigen“, so der damalige Bürgermeister der Gemeinde.

Das Internetportal tilgt nicht nur einen viel zu lange bestandenen weißen Fleck in der Regionalgeschichte Anhalts, sondern kann auch einen kleinen Teil dazu beitragen, sich endlich der lokalen Verantwortung bei der antisemitischen Judenverfolgung im Dritten Reich zu stellen. Deshalb ist dem Angebot Ulbrichs  zu wünschen, dass er rege genutzt wird. Dazu muss man sich nur anmelden und erhält über ein Passwort dann einen Zugang. Wem das zu mühselig ist, der kann auch auf die demnächst erscheinende CD-Variante der virtuellen Reise zurückgreifen. 

Zugang/CD-Bestellung unter:
Kolleg für Management und
Gestaltung nachhaltiger
Entwicklung
Frau Ute Frank
Humperdinckstr. 16
06844 Dessau
Tel.: 0340/ 2 20 59 90
Fax: 0340/ 2 20 59 91
ufranz@kmgne.de


www.antisemitismus-anhalt.de  

verantwortlich für den Artikel:
Steffen Andersch
Projekt gegenPart
Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit
und Antisemitismus
Schlachthofstr. 25
06844 Dessau
Tel./Fax: 0340/ 26 60 21 3
projektgegenpart@gmx.net
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