In den vergangenen Jahren ist in mehreren europäischen Ländern eine Zunahme von Antisemitismus zu beobachten. In Deutschland wird ein Anstieg antisemitischer Einstellungen unter den Befragten verschiedener Untersuchungen sowie die signifikante Zunahme von Straf- und Gewalttaten deutlich. So haben beispielsweise körperliche Übergriffe auf Jüdinnen und Juden oder Menschen, die für solche gehalten werden, sehr stark zugenommen: Im Jahr 2001 wurden 18 Übergriffe, in 2002 bereits 28, in 2003 35 und in 2004 37 Übergriffe registriert. Die neueste Studie des Bielefelder Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung von 2004 untersucht fünf Facetten von Antisemitismus: klassischer Antisemitismus, sekundärer Antisemitismus, israelbezogener Antisemitismus, antisemitische Separation und NS-vergleichende Israelkritik. Die Ergebnisse zeigen, dass über 2/3 aller befragten Deutschen mindestens einer der erfragten Facetten zustimmen. Erkennbar ist zudem eine offene Äußerung antisemitischer Stereotype und Feindbilder in öffentlichen Debatten. Auch im nichtöffentlichen, privaten Raum werden antisemitische Äußerungen häufiger und unverhohlener getätigt.
Es besteht großer Handlungsbedarf, aktiv gegen Antisemitismus vorzugehen. Dennoch ist dieses Thema bisher in der Projektarbeit gegen Rechtsextremismus meist ignoriert worden. Erst langsam beginnt sich dies zu ändern.
Im vergangenen Jahr initiierte die Amadeu Antonio Stiftung die Aktionswochen gegen Antisemitismus. Unter dem Motto „Man wird doch wohl noch sagen dürfen…“ entwickelten mehr als 50 zivilgesellschaftliche Projekte und Initiativen Veranstaltungen und Projekte, die das Problem in 28 Städten auf vielfältigste Art und Weise thematisierten. Auch Dessauer Akteure, Vereine und Initiativen beteiligten sich 2004 aktiv an den Aktionswochen. So veranstaltete das Alternative Jugendzentrum e. V. u. a. einen Vortrag mit dem Titel „Antisemitische Stereotype in der islamistischen Ideologie“ (mehr dazu hier...) und der Bildungsverein Elbe-Saale e. V. lud zur Diskussionsrunde „War die DDR judenfeindlich?“ (mehr dazu hier...). Das Programm richtete sich an alle Interessierten, die sich über aktuelle Formen von Antisemitismus informieren oder selbst aktiv werden wollen. Die Aktionen reichten von Filmreihen, Diskussionsabenden, Lesungen, Ausstellungen, ZeitzeugInnengesprächen und Stadtspaziergängen mit Stolpersteinaktionen bis hin zu Veranstaltungen, die sich speziell an SchülerInnen oder pädagogische Fachkräfte richteten, so z.B. Workshops und Fortbildungsseminare zum Ausprobieren von Argumentationshilfen gegen Antisemitismus.
Das Konzept der Aktionswochen hat sich bewährt: In mehreren Städten wurde das Thema über einen längeren Zeitraum aus verschiedenen Perspektiven angeregt diskutiert, mehrere längerfristige Projekte konnten gestartet werden. Daher plant die Amadeu Antonio Stiftung gemeinsam mit ihren Partnern in 2005 eine Neuauflage der Aktionswochen gegen Antisemitismus.
Auch für die 2005er Ausgabe der Aktionswochen gegen Antisemitismus planen Dessauer Akteure, wieder zahlreiche Programmpunkte beizusteuern. Am 07. September 2005 findet dazu ab 13. 00 Uhr ein erstes Treffen im Multikulturellen Zentrum Dessau (Parkstr. 07) statt. Alle Interessierten sind dazu recht herzlich eingeladen.
Infos/Kontakt: Projekt gegenPart Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus Dessau Schlachthofstr. 25 06844 Dessau Tel./fax: 0340/ 26 60 21 0 e-mail: projektgegenpart@gmx.net web: www.projektgegenpart.org
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