Mobile Opferberatung Sachsen-Anhalt registriert erneut Anstieg rechter Gewalttaten für 2006
Intiative stellt Statistik vor
Durchschnittlich alle zwei Tage einen Angriff mit einem rechten oder rassistischen Hintergrund hat die Mobile Beratung für Opfer rechter Gewalt für das Jahr 2006 in Sachsen-Anhalt registriert. Damit ist die Anzahl der bekannt gewordenen Angriffe mit rechter und rassistischer Motivation im Vergleich zum Vorjahr erneut angestiegen. Nach wie vor gehören nicht-rechte und alternative Jugendliche und junge Erwachsene sowie MigrantInnen und Flüchtlinge zu den Hauptbetroffenen rechter Gewalt in Sachsen-Anhalt.
Neben den seit Jahren bestehenden Schwerpunktregionen und -städten wie Magdeburg und der Harzregion haben sich weitere Schwerpunkte herauskristallisiert. So hat sich die Situation unter anderem im Landkreis Köthen (mehr dazu hier...) und in der Stadt Quedlinburg dramatisch verschlechtert. In Köthen wurden vermehrt nicht-deutsche Studierende Opfer von rassistischen Angriffen. In Quedlinburg attackierten Rechte aus dem Umfeld der "Freien Kameradschaften" vor allem alternative, nicht-rechte Jugendliche.
"Die Mobile Opferberatung ist besorgt über den anhaltenden Anstieg rechter Gewalt in Sachsen-Anhalt " so ein Sprecher des Projekts. "Gewalt gegen alle, die nicht ins rechte Weltbild passen, ist in vielen Regionen Sachsen-Anhalts längst Alltag geworden. Der weiter zunehmende Organisierungsgrad neonazistischer Gruppen geht mit einem Anstieg des Selbstbewusstseins der extremen Rechten, aber auch des nur diffus politisierten Umfeldes einher."
Landesweit konnte neben einem Anstieg der Gewalt auch eine deutliche Zunahme öffentlichkeitswirksamer Aktionen rechtsextremer Gruppen und Parteien für das Jahr 2006 festgestellt werden. Davon profitiert vor allem die NPD. Sie hat angekündigt, bei den bevorstehenden Kommunalwahlen am 22. April 2007 einen flächendeckenden Wahlkampf zu führen. Die Arbeitsstelle Rechtsextremismus bei Miteinander e.V. hat deshalb die Broschüre "Streiten mit Neonazis? Zum Umgang mit öffentlichen Auftritten von Rechtsextremisten" erarbeitet. Die Veröffentlichung analysiert die Strategien rechtsextremer Öffentlichkeitsarbeit und gibt praktische Tipps für WahlkämpferInnen der demokratischen Parteien.