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„Das ist ein guter Tag für Sachsen-Anhalt“

Jugendgericht in Wittenberg verurteilt Neonazi Marcel M. zu einer Haftstrafe von acht Monaten//Verurteilter ist Bruder des bekannten Neonazis Enrico Marx




Die Prozessbeobachter fühlen sich nicht sonderlich wohl in ihrer Haut. Kein Wunder, sitzt doch im Gerichtssaal Sachsen-Anhalts wohl bekanntester Neonazi. Enrico Marx aus Sotterhausen, Führer der berüchtigten Kameradschaft "Ostara", wirft den Vertretern der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt einschüchternde Blicke zu. Für die drohende Kulisse sorgen zudem mehrere Rechtsextreme, die Marx im Schlepptau hat.

Offensichtlich war dem Gericht im Vorfeld der Verhandlung die Brisanz des Prozesses nicht klar, den Sicherheitsbeamte oder gar die Polizei sucht man im Umfeld des Amtsgerichts Wittenberg an diesem Tag vergeblich.

Um die Empfindungen nachzuvollziehen, die dem Opfer, dass als Nebenkläger im Prozess auftrat, angesichts dieser Szenerie durch den Kopf gingen, muss man kein Prophet sein.  

Marx sitzt an diesem 5. Februar 2007 nicht zufällig im Saal, immer hin verhandelt die Jugendkammer gegen seinen Bruder Marcel M.. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft vor, zusammen mit dem Mitangeklagten Björn K. am 11. September 2005 den Geschädigten G. angegriffen und geschlagen zu haben.

In jener Nacht besuchte G. ein Konzert in einem örtlichen Jugendtreff in Gräfenhainichen. Als er sich kurz vor dem Club aufhielt, kam Marcel M. auf ihn zu und sprach ihn wegen seinem T-Shirt an. Auf diesem trug G. die Botschaft „Good Night - White Pride“, was übersetzt soviel wie „Gute Nacht - Weiße Macht“ heißt. Unter diesem Label firmiert seit Jahren eine antirassistische Kampagne der Hardcore-Jugendkultur, Gräfenhainichen ist die Hochburg dieser Szene in Sachsen-Anhalt. Die Hardcore-Aktion ist dabei als unmittelbare Reaktion auf den neonazistischen und rassistischen Leitspruch „White Pride Worlwide“ zu verstehen.

Genau diese antirassistische Aussage scheint den Rechtsextremisten Marcel M. und Björn K. nicht gepasst zu haben. Mehr noch, offensichtlich exekutierten sie ihre Meinung mit Gewalt. Laut Anklageschrift der Staatsanwaltschaft schlug der 29jährige Marcel M. nach einer anfänglich verbalen Auseinandersetzung den Geschädigten unvermittelt mit der flachen Hand und der Faust zweimal ins Gesicht. Das Opfer ging nach dieser Attacke zu Boden. Nachdem M. zur Seite getreten war, schlug Björn K.(20) mehrmals auf den am Boden liegenden Betroffenen ein. Die Folgen dieser rechten Gewalttat: Blutungen in der Nase, am Ohr und an der Lippe.


dieses Symbol reichte für die Neonazis als Grund aus, um ihr Opfer zu Boden zu schlagen 

Die vorsitzende Jugendrichterin Schmidt ließ sich von den anwesenden Rechtsextremisten in keiner Weise einschüchtern und fasste vor allem den Angeklagten Marcel M. nicht gerade mit Glace-Handschuhen an. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft Dessau arbeitete in seinem Plädoyer zudem eindeutig die rechtsextreme Motivlage der Tat heraus.

Das Gericht verurteilte Björn K. zu einer Geldstrafe von 450 Euro, zu zahlen an eine gemeinnützige Einrichtung. Bei Zahlungsverweigerung droht ihm eine Beugehaft von sechs Monaten.

Marcel M. muss für acht Monate hinter Gitter. Das relativ harte Urteil begründete die Richterin u.a. mit einer weiteren Körperverletzung, die der Angeklagte während seiner Bewährungszeit begangen hat und mit dessen zahlreichen Vorstrafen. Beide Urteile sind noch nicht rechtskräftig.

“Dass ist ein guter Tag für Sachsen-Anhalt“ kommentierte Marco Steckel, der Leiter der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt in Dessau, den Richterinnenspruch.
“Vor allem ist es ein Signal an die Opfer rechter Gewalt, dass sie von der Justiz nicht alleine gelassen werden“, ergänzt Steffen Andersch von der Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus (Projekt gegenPart).

Enrico Marx nahm das Urteil indes mit grimmiger Miene auf. Er verließ den Gerichtssaal, nicht ohne nochmals drohend in die Runde zu blicken.     

verantwortlich für den Artikel:           
Steffen Andersch
Projekt gegenPart
Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit
und Antisemitismus
Schlachthofstr. 25
06844 Dessau
Tel./Fax: 0340/ 26 60 21 3
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