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Kranzniederlegung "Im Gedenken an die in Dessau getöteten ZwangsarbeiterInnen"

25 Leute nahmen am 07. März teil




Am 07. März 2005 versammelten sich ca. 30 AntifaschistInnen auf dem Dessauer Friedhof III, um mit einer Kranzniederlegung der in Dessau getöteten ZwangsarbeiterInnen zu gedenken. Das Gedenken fand auf Initiative des Alternativen Jugendzentrums (AJZ) und der Antifa Dessau statt. Daran nahmen einige Mitglieder des Dessauer Bündnisses gegen Rechtsextremismus genau so teil, wie einige PDS-Vertreter und Jugendliche aus dem AJZ.

In einem Redebeitrag betonte ein Vertreterin des AJZ,dass das Datum nicht zufällig ausgewählt wurde: "Wir tun dies ganz bewusst an diesem 7. März, an dem umfangreich der ums Leben gekommenen Dessauer Bürger des Luftangriffs vor 60 Jahren gedacht wird. Grundsätzlich ist es kein Problem dieses historische Ereignis ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, jedoch befürchten wir, dass dies in ähnlicher Form geschehen wird wie etwa im Vorwort des im letzten Jahr erschienenen Buches Dessau in Trümmern.

In dem Buch heißt es u. a.: "„Dessau war aber nur eine von 161 Städten und über 850 kleineren Orten in Deutschland, die in fünf Jahren Luftkrieg von den Bomben getroffen wurden. Die Mehrzahl der über 1,4 Millionen Starts britischer und US-amerikanischer Bombenflugzeuge in Richtung Deutschland galt den Zivilisten, den Arbeitern, nicht militärischen oder industriellen Zielen. Viele Luftangriffe waren Terror und sollten es sein, um die Moral der deutschen zu brechen und den Untergang des Naziregimes zu beschleunigen. Diese gezielte Vernichtung zahlreicher deutscher Innenstädte und die bewusste Einkalkulierung so vieler Opfer unter der Zivilbevölkerung waren ein Verbrechen, genauso wie die deutschen Terrorangriffe gegen Guernica 1937, Warschau 1939, Rotterdam 1940, Coventry 1940, London 1940-1945, Belgrad 1941, Stalingrad 1942 und so viele andere Städte Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit waren…“

Die Rednerin betonte, dass diese Methodik der Gleichsetzung die Geschichtsauffassung der Mitte der deutschen Gesellschaft fast 60 Jahre nach Kriegsende widerspiegeln würde, die nur  von Neonazis durch die Gleichsetzung des Holocaust mit den Bombenangriffen auf deutsche Städte übertroffen würde. Entkräftet würden die Aussagen in „Dessau in Trümmern“ auch nicht dadurch, dass es weiter heißt: „…allerdings wären die furchtbaren Städtekatastrophen in Deutschland ohne die vorherigen verbrecherischen Luftkriegsaktivitäten nicht denkbar,…“
Angesichts des Terrors und Massenmordes, den Deutschland über fast ganz Europa verbreitete, sei eine solche Aussage unerträglich und erkläre das deutsche Volk, das diese Verbrechen ausführte, davon profitierte, zu- oder wegsah, zu Opfern, die in einem Atemzug u.a. mit den Opfern von Guernica genannt werden würden.

Im weiteren Verlauf des Statements, erfuhren die ZuhörerInnen Details über die unmenschliche Behandlung der ZwangsarbeiterInnen in Dessau. Dessau gehörte zu den Zentren der Rüstungsproduktion. Die schweren Luftangriffe vom 30.Mai, 20.Juli und 16.August 1944 richteten sich ganz konkret gegen die Junkerswerke. Tausende von Zwangsarbeitern wurden hier und in anderen Firmen und Privathaushalten geschunden. Ein Netz von Barackenlagern durchzog Dessau und die Umgebung, in denen besonders die aus der Sowjetunion Verschleppten unter unmenschlichen Bedingungen leben mussten. Kaum eine Überlebenschance hatten Kinder und Neugeborene, wovon die Lebensdaten auf Grabsteinen hier auf dem Friedhof III zeugen. Mangelhafte Ernährung, katastrophale hygienische Bedingungen, die kräftezehrende Zwangsarbeit, fehlende medizinische Betreuung und Misshandlungen hatten aber auch den Tod Erwachsener zur Folge. Mit den Bombardierungen erhöhte sich das Risiko für die Zwangsarbeiter noch, denn es wurde ihnen meist verwehrt, Luftschutzräume aufzusuchen. Die Ukrainerin Lubowj Kotez, die im Alter von 16 Jahren nach Dessau verschleppt wurde, berichtet: „Dort war ein großes Lager für die Ostarbeiter, mit Holzbaracken. Für uns war es sehr schwer. Wenn Luftangriffe waren, wurden wir in den Baracken eingeschlossen.“ Ein Belgischer Zwangsarbeiter berichtet, dass ihnen im Lager lediglich Splittergruben, keine Bunker, zur Verfügung standen.

Die Ukrainerin Maria Kartaschewa und ihre Freundinnen wurden während der Bombardierungen einfach sich selbst überlassen und saßen ohne Nahrung und Wasser im Keller der Brauerei. Als drei der Mädchen versuchten Wasser zu besorgen, kam eines der Mädchen ums Leben, die zwei anderen wurden schwer verletzt.
Der aus Weißrussland verschleppte Sergey Lossew , damals 15 Jahre alt, berichtet, dass nach der Zerstörung der Junkerswerke, alle brauchbaren Maschinen ausgelagert wurden und er nun in der Hindenburgkaserne weiterhin für Rüstungszwecke Zwangsarbeit leisten musste.

Besonders schmerzlich ist die Erinnerung für Marija Moisejewa: „Am 30. Mai 1944 um 11.00 Uhr war ein starker Bombenangriff, wurde die Stadt und der Betrieb völlig ausbombardiert. Ich habe mir das Datum gemerkt, weil meine Schwester getötet wurde. Alle Russen, die im Betrieb gearbeitet haben, wurden in den Luftschutzraum unter einer Werkstatt getrieben. Die Werkstatt ist zusammengestürzt. Es sind sehr viele Menschen zu Tode gekommen. Die Menschen haben gestöhnt, haben um Hilfe gebettelt, aber niemand hat ihnen geholfen. Wie durch ein Wunder bin ich am Leben geblieben. Selbst bin ich aus der Verschüttung heraus gekrochen. Die am Leben geblieben sind, wurden zurück ins Lager gebracht. Wo die Toten begraben wurden, weiß ich nicht.“ Das Grab ihrer Schwester Lidia Besrodnaja findet Ihr hier auf dem Gräberfeld. "

Am 08. Mai 2005, so die AJZ-Vertreterin weiter, jähre sich zum 60igsten Mal die militärische Niederlage Deutschlands. Als Tag der Befreiung, hätte die größte Mehrheit der deutschen Volksgemeinschaft, auch in Dessau, dieses Datum nicht angesehen. Im wörtlichen Sinne befreit wurden im Mai 1945, die Opfer der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik: die am Leben gebliebenen Häftlinge der Konzentrationslager, ZwangsarbeiterInnen und Kriegsgefangene. Am 21. April 1945 befreiten amerikanische Truppen die am leben gebliebenen Opfer des Naziterrors in Dessau. Dafür dankte die Rednerin ihnen.

Infos/Kontakt:
Alternatives Jugendzentrum e. V.
Schlachthofstr. 25
06844 Dessau
Tel.: 0340/ 26 60 21 9
e-mail: ajz-dessau@web.de

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