Oury Jalloh Soli-Jam am 01. April im Dessauer Beatclub
namhafte Hip Hop-Künstler beteiligen sich an der Aktion
Am 7. Januar 2005 verbrannte der Asylbewerber Oury Jalloh unter bisher noch nicht vollständig geklärten Umständen in einer Dessauer Polizeizelle. Die Staatsanwaltschaft in Dessau ermittelt seit seinem Tod gegen zwei Polizeibeamte wegen fahrlässiger Tötung bzw. Körperverletzung mit Todesfolge. Während einer der beschuldigten Beamten den Feueralarm der damals aus der Zelle zu vernehmen war mehrmals ignorierte und abschaltete, wird dem anderen Polizisten vorgeworfen, bei der Durchsuchung Oury Jallohs ein Feuerzeug, mit dem sich laut Staatsanwaltschaft der an Händen und Füßen gefesselte Asylbewerber selbst entzünden haben soll, übersehen zu haben. Bisher hat es das Landgericht Dessau , immerhin 14 Monate nach dem Brand, mit der Begründung es gäbe noch Ermittlungsbedarf abgelehnt, die entsprechende Hauptverhandlung zu eröffnen (mehr dazu hier...) und (hier...) und (hier...) .
Diesen unhaltbaren Zustand nehmen antirassistische Initiativen nun zum Anlass, um am 01. April 2006 der Forderung nach juristischer Aufarbeitung der Todesumstände Nachdruck zu verleihen und eine Soliparty für die Angehörigen Oury Jallohs in Dessau durchzuziehen.
Der Fall scheint insbesondere die Hip Hop-Community nicht kalt zu lassen. Ist es den OrganisatorInnen doch immerhin gelungen, mit „Harris“, „Germ“, „Lenny“, „Phantom Black“, „Bacapone“ und „Haak MC“ eine exponierte Riege der Sprachakrobaten für die Aktion zu begeistern. Tatsächlich kommt es nicht alle Tage vor, das ein Spezi von Sido, in Gestalt von „Aka Harris“, öffentlich mit einem solchen Anliegen in Verbindung gebracht wird. Allerdings tut man dem Künstler mit einer solch vorschnellen Analyse Unrecht, denn immerhin hat er sich schon öfters politisch engagiert. Doch das wissen halt die wenigsten. Das ist bei dem präsentierenden Projekt „Afrohesse“ aus Darmstadt keine so große Überraschung. Der Rapper hat mit der Realpolitik der Bundesrepublik so seine eigenen Erfahrungen gemacht. Obwohl er in Deutschland aufwuchs und seinen Lebensmittelpunkt in Darmstadt hatte, wurde er aufgrund des deutschen Staatsbürgerschaftsrechts schon mal kurzer Hand des Landes verwiesen. Durch ihren Abstecher von der Alster an die Mulde bekommt der geneigte Besucher zudem die seltene Gelegenheit, bei „Phantom Black“ einmal in den angesagten Hamburger Underground hineinschnuppern zu können.