Die Streetworkerin des Dessauer Jugendamtes, die Flüchtlingsinitiative Dessau, die Beratungsstelle für Opfer rechtsextremer Straf- und Gewalttaten und die Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus veranstalteten am 2. Juli 2005 zusammen mit anderen Akteuren ein Fußball-Turnier unter dem Label „african kick“. Von der Resonanz, die dieses Vorhaben hervor rief, waren nicht nur die VeranstalterInnen überrascht. Weit über 100 sportliche Akteure und fast 250 ZuschauerInnen, wollten sich dass Event auf dem Dessauer Einheitssportplatz nicht entgehen lassen. Insgesamt 11 Mannschaften, darunter afrikanische Teams aus Dessau und Berlin, eine Mannschaft der Dessauer Stadtverwaltung, diverse Jugendclubs aus der Muldestadt, ein Team aus der Graffiti-Szene, ein Team vom Verein Roter Stern Halle u. A., traten in zwei Gruppen in einen sportlichen Wettkampf.
Dass bei den vorwiegend aus Freizeitfußballern bestehenden Mannschaften der Spaß nicht zu kurz kam, versteht sich von selbst. In zahlreichen Vorrundenspielen, dem Zwischenfinale und dem heiß erwarteten und ziemlich umkämpften Finale, wurde schließlich der Turniersieger und die Platzierten ermittelt und konnten sich über die wirklich formschönen Pokale freuen. African Kick-Sieger 2005 wurde die Mannschaft „african Berlin II“, gefolgt von der Stadtverwaltung Dessau und dem Team des Thomas-Müntzer-Club.
Doch auch abseits der breitensportlichen Betätigung, war jede Menge los. Der Ehrengast des Turniers, Sekou Soumah, sorgte mit seinen artistischen Ballzauber für den ein oder anderen Hingucker. Insgesamt 24 Spiele hat der Sportler mit niederländischen Pass für die Nationalmannschaft Guineas absolviert. Bis vor kurzem kickte er zudem beim Holländischen Erstligisten Tilburg, bis ihn eine Knieverletzung zur Aufgabe zwang. Die offizielle Aftershowparty zum Turnier fand am Abend im Alternativen Jugendzentrum statt. Ein bunter musikalischer Schüttelmix aus afrikanischen Klängen und Hip Hop-Sound ließ die Gäste nicht nur bis in den Morgen tanzen, sondern brachte zu dem mehrere Hundert Euro ein. Diese Erlöse sollen den Angehörigen Oury Jallohs zu Gute kommen.
Die Motivation der MacherInnen, gerade jetzt und gerade in Dessau ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, lagen dabei klar auf der Hand. Im Ankündigungstext zum Turnier hieß es unmissverständlich: „Dass Vertrauen und auch die Gesprächsbereitschaft vieler Flüchtlinge und AusländerInnen in Dessau ist aus Gründen, die wir durch aus nachvollziehen können, auf das Empfindlichste gestört. Der Tod Oury Jallohs am 07. Januar 2005 in einer Dessauer Polizeizelle hat in der Stadt viel verändert. Aus unserer Sicht gilt es, hier mittels zahlreicher Projekte und Aktionen eine gleichberechtigte und basisnahe Interaktion erneut zu etablieren.
Wir wollen mit dem Projekt keine heile Welt vorgaukeln, sondern vor allem aufrütteln, aufklären und Alternativen bieten Nur durch kontinuierlich arbeitende Projekte und Kampagnen können rassistische und fremdenfeindliche Tendenzen und Denk- und Verhaltensmuster wirksam bekämpft und zurückgedrängt werden. Dies immer und immer wieder laut zu sagen, ist kein Selbstzweck, sondern hilft mit, die interessierte Öffentlichkeit, die politischen Verantwortungsträger und die Medienlandschaft immer wieder neu aufzurütteln. Uns geht es darum, innerhalb des Projektes über die Lebenswirklichkeit von Flüchtlingen und Migranten zu sprechen. Deshalb kann unser Vorhaben nur funktionieren, wenn es in allen Phasen, von der Vorbereitung und Planung, über die konkrete Durchführung bis hin zur Nachbereitung, maßgeblich von Flüchtlingen und MigrantInnen mit umgesetzt wird.“
Gerade das Konzept, die MigrantInnen Dessaus nicht nur irgendwie in das Projekt einzubinden, sondern sie zu den eigentlichen GestalterInnen zu machen, ging am 02. Juli zum „african kick“ durchaus auf.
Auf diesem Wege wollen wir die Gelegenheit nutzen, um uns bei den zahlreichen Helfern und Helferinnen zu bedanken, ohne die dass Event am 02. Juli auf dem Dessauer Einheitssportplatz niemals zu stemmen gewesen wäre. Wir bedanken uns bei dem sehr engagierten und verständnisvollen Platzwart Herrn Gergor für seine tatkräftige Unterstützung. Ein Dank gilt auch den auf dem Turnier eingesetzten Schiedsrichtern, die trotz Hitze und viel Stress für einen fairen Ablauf gesorgt haben. Nicht zu vergessen der Dessauer beatclub - danke Fanter und Co. - der für die Versorgung der über 100 Akteure und fast 200 Zuschauer sorgte. Der DJ „Dr. Love“ soll ebenso nicht unerwähnt bleiben, wie unser Techniker, der die organisatorischen Unwägbarkeiten gekonnt meisterte. Nicht zu letzt war es aber die Dessauer Flüchtlingsinitiative und die zahlreichen engagierten Migranten aus der afrikanischen Community, die das Turnier zu einem Erfolg gemacht haben.
Katrin Fuchs (Streetworkerin) Mouctar Bah (Flüchtlinsinitiative) Marco Steckel (Opferberatungsstelle) Steffen Andersch (Netzwerkstelle)
Infos/Kontakt: Marko Steckel (mobil: 0177/ 45 77 74 9)
Katrin Fuchs (mobil: 0163/ 20 42 58 4)
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