Ausstellung „Unter dem Hakenkreuz“ mit Bildungsangeboten und Zeitzeugengesprächen in Dessau
das Alternative Jugendzentrum präsentiert vom 27.02.-15.03.2007 die Exposition im Liborius-Gymnasium//Sachsen-Anhalts Justizministerin Dr. Angela Kolb konnte als Schirmfrau gewonnen werden
Das Alternative Jugendzentrum Dessau präsentiert vom 27.02.-15.03.2007 die Ausstellung „Unter dem Hakenkreuz – Freistaat Anhalt und Provinz Sachsen im Dritten Reich“ (eine Ausstellung der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt) im Liborius-Gymnasium Dessau (Rabestrasse 19).
Information zur Ausstellung
„Auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt erinnern mehrere Gedenkstätten an Unrecht und Verfolgung unter der nationalsozialistischen Diktatur. Die Geschichte der Jahre 1933 bis 1945 ist aber nicht auf diese Orte beschränkt, und sie umfasst neben Verfolgung und Diskriminierung auch Wirtschaftsentwicklung und Alltagsleben – alles jedoch geprägt von der Ideologie und den Zielstellungen des Nationalsozialismus.
Die Ausstellung „Unter dem Hakenkreuz“ wurde von den Gedenkstätten Bernburg, „Roter Ochse“ Halle, Langenstein-Zwieberge und Moritzplatz Magdeburg erarbeitet. Sie informiert auf 22 Tafeln im zeitlichen wie regionalen Überblick über Ereignisse in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur und ihre Auswirkungen auf die Region des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt.
Zu den Themen gehören: # Wirtschaftliche und politische Verhältnisse vor 1933 # Formen der Machtergreifung durch das NS-Regime # Ideologie des Nationalsozialismus und ihre Auswirkungen auf das öffentliche wie private Leben # Stätten des Terrors und der Verfolgung # Wirtschaftliche und politische Vorbereitung auf den Krieg # Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges auf die Region # Erinnerungskultur
Die Ausstellung kann und soll dazu anregen, allgemein Bekanntes in der regionalen Ausprägung vor Ort zu erfragen. Sie wurde deshalb als Wanderausstellung konzipiert und steht Schulen, Einrichtungen der politischen Bildung sowie allen anderen Interessenten nach Absprache zur Verfügung.“ (Information der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt)
Zur Eröffnung, die am 27.02.2007 um 18.30 Uhr stattfindet, sprechen Frau Prof. Dr. Angelika Kolb, Justizministerin des Landes Sachsen-Anhalt und Dr. Lutz Miehe, Kommissarischer Direktor der Stiftung Gedenkstätten Sachsen-Anhalt. Hauptredner des Abends wird der langjährige Direktor des Museums Auschwitz-Birkenau, Kazimierz Smolen, sein. Kaum jemand kennt die Geschichte des Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau so detailliert wie Herr Smolen, der zudem über vier Jahre als Häftling in Auschwitz verbringen musste.
Schirmfrau der Ausstellung, Sachsen-Anhalts Justizministerin Dr. Angela Kolb
In Auschwitz kam das in Dessau produzierte Zyklon B erstmals im September 1941 zur Anwendung. Später wurde mit Zyklon B in vier großen Krematorien in Auschwitz-Birkenau gemordet. Erhalten gebliebene Dokumente zeugen von der Allianz der SS zum Produktionsstandort des Zyklon B in Dessau.
Auschwitzüberlebender und langjähriger Gedenkstättenleiter Kazimierz Smolen
Die Ausstellungseröffnung ist für alle Interessierten offen.
Bildungsangebote für Schulen und Jugendeinrichtungen
Im Zuge der Ausstellung bietet das AJZ Dessau Schulklassen und Jugendgruppen umfangreiche Bildungsprogramme an. In Gruppenarbeit können sich die Jugendlichen in aktiver Form der Lokalhistorie des heutigen Sachsen-Anhalts in der Zeit des Nationalsozialismus annähern. Folgende Themen werden angeboten:
1.Dessau – ein frühes Zentrum der nationalsozialistischen Bewegung 2.Zwangsarbeit in Dessau 3.Einsatz des in Dessau produzierten Giftgases Zyklon B 4.Das „Zigeunerlager“ in Magdeburg 5.Die „Euthanasie“-Tötungsanstalt Bernburg 6.Die Todesmärsche aus Konzentrationslagern
Höhepunkt der meisten Bildungsprogramme wird das Gespräch mit einem Zeitzeugen sein. Neben Herrn Smolen stehen Franz Rosenbach und Muscha Müller zur Verfügung. Der Sinto Franz Rosenbach überlebte Auschwitz, Buchenwald und Mittelbau-Dora. Seine Mutter wurde in einer der Gaskammern von Auschwitz-Birkenau mit dem in Dessau produzierten Zyklon B getötet. Wenige Wochen vor Kriegsende wurde Franz Rosenbach von Mittelbau-Dora aus auf einen der berüchtigten Todesmärsche getrieben. Es gelang ihm in der Nähe von Coswig zu fliehen. Schließlich kam er nach Dessau, Deutschland hatte inzwischen kapituliert. Da jedoch keine Möglichkeit bestand, in die Stadt hineinzukommen, landete er schließlich im nahe gelegenen Sollnitz. Dort nahm ihn eine Frau auf, gab ihm Obdach und Nahrung. Seit langer Zeit fühlte sich Franz Rosenbach wieder als Mensch akzeptiert. Bis heute hat er, nach den grauenvollen Erlebnissen des Holocaust, der für ihn mit dem Verlust vieler Familienmitglieder verbunden war, sehr positive Erinnerungen und Gefühle an die Dessauer Region und ist der Frau aus Sollnitz sehr dankbar.
Muscha Müller, ebenfalls Sinto, wurde in Bitterfeld geboren. Er wuchs bei Pflegeeltern in Halle auf. In der Schule erlebte er Ausgrenzung und Gewalt durch Lehrer und Mitschüler, aber auch Hilfe und Anteilnahme durch andere Lehrer und Mitschüler. Schließlich wurde er gewaltsam aus der Schule geholt und in einem Hallenser Krankenhaus zwangssterilisiert. Er war 12 Jahre alt. Wenige Tage nach diesem „biologischen Tod“ (Muscha Müller) sollte der Sintojunge nach Bergen-Belsen deportiert werden. Muschas Pflegeeltern gehörten einer Widerstandsgruppe an. Freunde befreiten ihn aus dem Krankenhaus. Die letzten Monate, die auch durch Angst während der Bombenangriffe gekennzeichnet waren, überlebte Muscha Müller versteckt in einer Gartenlaube. Erst als erwachsener Mann erfuhr Muscha Müller auf traumatische Art und Weise von der Zwangssterilisation. 1957 verließ er die DDR, in der er zunehmend Schwierigkeiten hatte. Auch der Neuanfang im Westen war beschwerlich. Viele Jahrzehnte arbeitete Muscha Müller mit Kindern. Es war ein langer Prozess bis er mit seiner Leidensgeschichte (insbesondere bezüglich der Zwangssterilisation) an die Öffentlichkeit trat. Muscha Müller führt mit Jugendlichen kein klassisches Zeitzeugengespräch, sondern verwickelt sie in ein Rollenspiel, in das er auch die Lehrer mit einbezieht. Der interessierten Öffentlichkeit steht die Ausstellung kostenfrei am Samstag (03.und 10.März 2007) und am Sonntag (04.und 11.März 2007) in der Zeit von 14-18 Uhr zur Verfügung.
Für Anmeldungen und Terminabsprachen wenden Sie sich bitte an: Alternatives Jugendzentrum e.V. Dessau Jana Müller Tel.: (0340) 2660219 Fax: 0340 2660212 E-mail: ajz-dessau@web.de
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