Recht heftig ging es schon zur Sache. Dem Schiedsrichter blieb nicht anderes übrig, als beim Finale der 3. Auflage des african kick-Fußballturniers einen Spieler vom Platz zu stellen. Doch die Gemüter beruhigten sich schließlich wieder. Zum zweiten Mal in Folge blieb der Pott an der Mulde und an der Elbe, wie man wohl jetzt sagen muss. Die Mannschaft der Dessauer Flüchtlingsinitiative verteidigt zwischen Diskomusik, afrikanischem Essen und Bratwurstschwaden in einem spannungs- und emotionsgeladenen Spiel gegen „african Magdeburg I“ den Pokal. Das B-Team der Kicker aus der Landeshauptstadt räumte zudem den dritten Platz ab.
die Dessauer Flüchtlingsinitiative gewinnt das Turnier und zeigt stolz den Pokal herum
der Jubel ist groß
Oberbürgermeister Klemens Kosching und Andreas Schwierz, der Ausländerbeauftragte Dessau-Roßlaus (2. v. r.) im Gespräch mit der Presse
auch die Fünfplatzierten haben noch ein Lächeln übrig
Insgesamt hatten sich am 07. Juli 2007 auf der Sportanlage am Friederickenplatz 9 Teams eingefunden, darunter die „05-Kicker“, der DSV 97, das Alternative Jugendzentrum, das Anhaltische Theater und afrikanische Mannschaften aus Halle und Hamburg (sic!), um das „etwas andere Fußballturnier“ zu zelebrieren.
die Mannschaft des AlternativenJugendzentrums musste sich mit dem 9. Platz begnügen...
...kassierte sie doch einige Tore Natürlich stand der Sport im Vordergrund, aber es ging auch um mehr. Initiiert von der Deutsch-Afrikanischen Initiative, der Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt, dem Projekt gegenPart und erstmals der Stadt Dessau, sollten auch Zeichen gesetzt werden. Mehr als ein Zeichen war dabei sicherlich die Schirmherrschaft des frischgewählten Oberbürgermeisters Klemens Koschig. Dem Stadtoberhaupt Dessau-Roßlaus merkte man im Gespräch an, dass sein symbolischer Anstoß mehr als die berühmte Geste war. Koschig, ganz Kommunalpolitiker, sprach unter anderem davon, dass es sich eine Stadt wie Dessau-Roßlau nicht leisten könne, rechtsextreme und fremdenfeindliche Gewalttaten zu tolerieren. Vielmehr plädierte er für einen offensive Auseinandersetzung mit menschenfeindlichen Einstellungen und Tendenzen. Weltoffenheit und Toleranz seien die Grundvoraussetzungen, um wirtschaftlich voranzukommen und Arbeitsplätze zu schaffen.
der sportliche Leiter füllt die Urkunden aus
die Pokale winkten den Teams auf dem Treppchen
Die Veranstalter hatten im Vorfeld betont, dass es ihnen nicht nur um die Begegnung zwischen der deutschen Mehrheitsgesellschaft und MigrantInnen und Flüchtlingen geht. Dies sei zwar ein wichtiger Aspekt und gerade der Sport eigne sich als niederschwelliges Angebot ideal dafür. Es müsse aber vor allem darum gehen, Flüchtlinge und MigrantInnen tatsächlich am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen. Viel zu oft würden Ausländer in diesem Land, zwar gutgemeint aber dennoch mit negativen Folgen, auf ihre kulturellen Eigenarten reduziert. Es gelte, endlich diese Klischees und Simplifizierungen zu überwinden.
Steffen Andersch, der Leiter der Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, hat das seine ganz eigene These. „Sachen-Anhalt und der gesamte Osten der Republik hat ein strukturelles Problem: Wir haben hier schlicht zu wenig Ausländer“. Dessauer BürgerInnen hätten angesichts eines AusländerInnenanteils von unter 2 % so kaum die Möglichkeit, einen Nichtdeutschen überhaupt kennen zu lernen. Andersch ist sich sicher, dass nur durch Alltagsbegegnungen an der Supermarktkasse, im Hausflur oder im Sportverein Klischees und rassistische Stereotype abgebaut werden können.
Mann stimmt sich ein
Und das der gewalttätige Rechtsextremismus auf dem Strassen nach wie vor in der Region virulent ist, zeigt die neueste Statistik. So stellte die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt kürzlich ihre Angriffstatistik für das 1. Halbjahr 2007 vor. Marco Steckel interpretiert die Zahlen und sieht keinen Grund zur Entwarnung. In den ersten sechs Monaten diesen Jahres registrierte er 22 rechte Gewalttaten (mehr dazu hier...).
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