Initiative mit MigrantInnen für MigrantInnen stellt sich vor
„Ich bin überrascht das so viele gekommen sind“, staunte Uwe Städter von der Deutsch-Afrikanische Initiative Dessau e.V. nicht schlecht. Der 2. Vorsitzende des Vereins, der erst vor wenigen Wochen gegründet wurde, ist von der Resonanz die das Afrikanisch-Deutsche Fest am 20. Mai 2006 im K.I.E.Z. hervor rief, sichtlich überrascht. Mit der Gründung der Initiative ist für Dessau was wirklich Neues entstanden. Erstmals haben sich MigrantInnen zusammen mit deutschen UnterstützerInnen in der Stadt entschieden, sich in einem Verein zu organisieren und somit auch den notwendigen Status Quo zu haben, um ihre Interessen auch wirksam vertreten zu können. „ Uns liegt es am Herzen nicht gegen etwas zu kämpfen, sondern wir möchten versuchen, ganz alltäglich ein Miteinander in Respekt vorzuleben“, brachte Uwe Städter das Ziel des Zusammenschlusses auf den Punkt.
Uwe Städter hielt die Eröffnungsrede
das Kulturelle Informations- und Einwohnerzentrum war Gastgeber
Er vergas dabei nicht, das Engagement von Joahanna Bartl zu würdigen. Die Dessauer Künstlerin trieb die Idee des Vereins stetig voran. In enge Zusammenarbeit mit Mouctar Bah, dem Vertreter der Familie Oury Jallohs in Dessau, wäre es anfangs um die Aufarbeitung des Feuertodes des Asylbewerbers in einer Dessauer Polizeizelle gegangen. Auch Johanna Bartl äußerte mehrmals kritisch in der Öffentlichkeit, dass eine juristische Klärung der Todesumstände immer noch auf sich warten ließe. Schnell war aber klar, dass in Dessau abseits des Falles ein Verunsicherung unter MigrantInnen herrscht, die dringend einer Intervention bedarf. Der Verein formulierte es in einer Erklärung treffend mit den Worten: „Dabei möchte wir hervorheben, dass es uns nicht interessiert, warum jemand hier ist und ob er das Recht dazu hat, sondern wir möchten einfach, dass wir alle mit jedem vernünftig zusammenleben, der hier bei uns ist. Dies hat eine ganze Menge mit Lebensfreude und Optimismus zu tun.“ Doch abseits solcher Willensbekundungen haben die Aktivisten schon mit ganz praktischen Projekten begonnen. Ein Sprachkurs für AfrikanerInnen im Multikulturellen Zentrum gehört dazu.
ein Exponat der Ausstellung „Farben Guineas“
Die Unterstützung Dessauer Kulturschaffender für diese Vorhaben scheint indes gewiss zu sein. So konnten die Gäste des Festes sich an einem musikalischen Märchen erfreuen, dass in diesem Rahmen nicht nur „Welturaufführung“ feierte, wie es die Erzählerin unter Applaus ausdrückte, sondern zudem von MusikerInnen der Anhaltischen Philharmonie präsentiert wurde. Wenn die Geschichte um eine Hexe, eine Katze und einen Drachen auch leichte Überlänge hatte, sorgte das krachende Fagott und die schrille Flöte doch dafür, dass sich niemand langweilte. Die Fotoausstellung „Farben Guineas“ des 24jährigen Designstudenten Jens Hocher, war dem Anlass nicht nur angemessen, sondern passte hervorragend ins Konzept der Veranstaltung. Abseits von der oberflächlichen Touristenperspektive schien sich der Künstler wirklich für die Lebenswirklichkeit der Menschen in dem afrikanischen Staat zu interessieren.
die Märchenerzählerin bei der Sache
MusikerInnen der Anhaltischen Philharmonie
Wenn das obligatorische afrikanische Essen im K.I.E.Z. auch nicht fehlen durfte, zeigt schon die mittelfristige Planung der Initiative, dass zukünftig mehr zu erwarten ist als die Bedienung kulturalistischer Klischees. So ist in Kooperation mit der Bundeszentrale für Politische Bildung und der Medienabteilung der Evangelischen Landeskirche Anhalt eine Veranstaltungsreihe mit dem Titel "Filmgespräche" konzipiert, in der auch über Fluchtgründe und die politische Situation in den jeweiligen Herkunftsländern diskutiert werden soll. Auf die konkrete Umsetzung darf man schon gespannt sein.
Infos/Kontakt: Deutsch-Afrikanische Initiative Johanna Bartl c/o K.I.E.Z. e. V. B.- Brechtstr. 29/29a 06844 Dessau Tel.: 0340/ 21 20 32 Fax: 0340/ 21 30 38 e-mail: mail@kiez-ev.de verantwortlich für den Artikel: Steffen Andersch Projekt gegenPart Netzwerkstelle gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus Schlachthofstr. 25 06844 Dessau Tel./Fax: 0340/ 26 60 21 3 web: www.projektgegenpart.org
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