Film: „Härte mit System – Wie Deutschland abschiebt“
Dokumentation läuft am 11. Mai 2006 ab 23.15 Uhr im WDR
Es geschieht lautlos, von der Öffentlichkeit unbemerkt und fast täglich: Abschiebungen per Flugzeug. Neben Frankfurt hat sich insbesondere der Düsseldorfer Flughafen zum Drehkreuz für Abschiebungen entwickelt. Aus ganz Deutschland bringen die Ausländerbehörden die so genannten Abschüblinge hierher.
Flüchtlingsgruppen kritisieren eine schärfer werdende Abschiebepraxis. Gerade auf Familien, die oft schon seit vielen Jahren in Deutschland leben, üben die Ausländerbehörden momentan großen Druck aus - nach Recht und Gesetz. Für viele Kinder von Flüchtlingen jedoch, die häufig hier in Deutschland groß geworden sind, aber nie einen eigenen Aufenthaltsstatus erhalten haben, macht das die Lebenssituation unerträglich.
Die Öffentlichkeit wird selten Zeuge von Flugabschiebungen; höchstens wenn eine Abschiebung mal platzt. So wie im Jahr 2004, als ein Lufthansa-Pilot den Abschiebeflug von Zahra Kameli in den Iran abbrach, wo ihr die Steinigung drohte. Bei "erkennbarem Widerstand", so die Lufthansa-Führung, dürfen die Piloten so entscheiden. Andere leisten sich nicht soviel Moral. Es gibt Fluggesellschaften, die in die Bresche gesprungen sind: Chartergesellschaften nämlich, die sich auf Abschiebungen spezialisiert haben. Sie erledigen selbst heikelste Ausreisen verlässlich, ohne zu fragen - und fernab der Öffentlichkeit. Und regelrechte "Abschiebeärzte" schreiben selbst schwerst Kranke "reisetauglich". Keine schrecklichen Bilder, keine hässlichen Schlagzeilen. Denn die Behörden spielen mit, stürmen nachts die Wohnungen der "Abschüblinge", führen sie nicht selten in Hand- und Fußschellen ab. Sammelabschiebungen per Charter sparen auch noch Geld.
Das scheint den EU-Innenministern zu gefallen. Sie verfolgen schon länger eine rigorose Abschiebungspolitik. Für 2005 und 2006 haben sie mehrere Millionen Euro bereitgestellt für Massenabschiebungen per "Eurocharter". Kritiker wie die Europaparlamentarierin Jean Lambert warnen: "Was wir sehen, ist ein Spiegelbild der Entmenschlichung von Leuten, die Asyl suchen oder Einwanderer ohne Papiere sind."
Ein Film von Birand Bingül, Pagonis Pagonakis und Jutta Pinzler.