Mahnwache, Demonstrationen und eine Konferenz zum 2. Jahrestag des Feuertodes von Oury Jalloh in einer Dessauer Polizeizelle
Dessauer Akteure rufen zur Kundgebung auf//Berliner Gruppen mobilisieren zur zwei Demonstration unter dem Motto: "Break the Silence"
Die deutsch-afrikanische Flüchtlingsinitiative e. V. Dessau, die Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt und das Multikulturelle Zentrum rufen am 07. Januar 2007 ab 12.00 Uhr alle DessauerInnen auf, sich an der Mahnwache „Zweiter Jahrestag des Feuertodes von Oury Jalloh in einer Dessauer Polizeizelle. Wir fordern Aufklärung, Gerechtigkeit und Entschädigung!“ an der Friedensglocke im Zentrum der Stadt zu beteiligen.
Aufruf der Organisatoren:
Am Landgericht Dessau gibt es vorerst keinen Prozess, der Transparenz um den Feuertod des Asylbewerbers Oury Jalloh aus Sierra Leone in der Gewahrsamszelle des Dessauer Polizeireviers bringt. Die Strafkammer lehnte es mit Beschluss vom 2. November 2006 mangels hinreichenden Tatverdachtes ab, einen der beiden angeklagten Polizisten vor Gericht zu stellen. Dabei handelte es sich um den Beamten, der die Kleidung des Afrikaners durchsucht hatte und ein Feuerzeug übersehen haben soll. Bezüglich der Anklage gegen einen zweiten Polizisten wurden weitere Nachermittlungen wegen eines brandtechnischen Gutachtens angeordnet.
Einerseits sind gründliche Ermittlungen zu begrüßen, auch wenn wir uns Fragen, welchen Spielraum es denn für Nachermittlungen nach zwei Jahren noch gibt. Die bisherige kriminologische Ermittlung soll die bisher aufwendigste in der Geschichte des Landes Sachsen-Anhalt gewesen sein. Anderseits geht es doch längst um eine wichtigere Frage als allein darum, ob es hinreichende Beweise für eine Anklage gegen die Polizisten gibt oder nicht: Die Öffentlichkeit hat ein Recht auf möglichst lückenlose Aufklärung, was am 7. Januar 2005 in der Dessauer Polizeizelle passierte und warum der Asylbewerber Oury Jalloh nicht vor dem Feuertod gerettet wurde.
Der Feuertod von Oury Jalloh ist in allen Medien im In- und Ausland diskutiert worden. Die in Deutschland lebenden Schwarzafrikaner warten dringend auf eine öffentliche Aufklärung. Würde kein Gerichtsverfahren eröffnet, würden die Geschehnisse im Dunkeln bleiben, würde weiterhin den Spekulationen Tür und Tor geöffnet sein. Unser Staat kann es sich nicht leisten, unter dem Vorwurf zu stehen, es würden Dinge unter den Teppich gekehrt und es würden Staatsbeamte gedeckt. Selbst die Polizei muss um ihres Ansehens willen ein allergrößtes Interesse an Transparenz haben.
Sehr geehrtes Landgericht: Bringen Sie nach zwei Jahren endlich durch ein öffentliches Verfahren Licht in das schreckliche Geschehen am 7. Januar 2005.
Wir rufen die Dessauer Bevölkerung auf, das Anliegen durch die Teilnahme an der Mahnwache zu unterstützen. Bitte bringen Sie Kerzen und Blumen mit.
Darüber hinaus mobilisieren antirassistische Gruppen aus Berlin am 07. Januar 2007 zu zwei gleichzeitig stattfindenden Demonstrationen in Berlin und Dessau mit dem Titel "BREAK THE SILENCE - AUFKLÄRUNG, GERECHTIGKEIT, ENTSCHÄDIGUNG" (Aufruf und mehr unter: http://oury-jalloh.so36.net ). Die Demos beginnen jeweils 13.00 Uhr. Außerdem bereiten die Initiativen gerade einen Kongress vor, der am 06. Januar 2007 in Dessau stattfindet.
Infos/Kontakt zu den OrganisatorInnen der Mahnwache:
Deutsch-Afrikanische Flüchtlingsinitiative e. V. c/o K.I.E.Z. e. V. Johanna Bartl B.- Brecht-Str. 29a 06844 Dessau Tel.: 0340/ 21 20 32
oder
Beratungsstelle für Opfer rechter Gewalt Marco Steckel Parkstr. 07 06846 Dessau Tel./Fax: 0340/ 66 12 39 5 opferberatung@datel-dessau.de