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Aktionswochen gegen Antisemitismus

Aycan Demirel: "Antisemitische Stereotype in der islamistischen Ideologie"




Im Rahmen der Aktionstage gegen Antisemitismus fand am 07. Dezemeber
2004 die letzte Veranstaltung in Dessau statt. Im Alternativen Jugendzentrum
referierte Aycan Demirel von der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus
zum Thema "Antisemitische Stereotype in der islamistischen Ideologie".

Bevor er sich dem eigentlichen Thema näherte, versuchte er prinzipielle Fragestellungen zu klären. Was ist Islam und was ist Islamismus? Wie soll man sie voneinander trennen und wo sind Unterscheidungen notwendig?. Dass eine Differenzierung dringend erforderlich sei, daran ließ Demirel keinen Zweifel. Schließlich tendiere man in diesem Lande viel zu leicht dazu eine gläubige Frau, die ein Kopftuch trägt, in die Fundamentalismusschublade zu stecken und ihr eine Unwilligkeit zur Integration in die hiesige Gesellschaft zu bescheinigen. Für viele sei es im Grunde genommen egal, so der Referent weiter, aus welcher sozialen Schicht Muslime kämen und welcher Bildungshintergrund vorherrsche .

In Leuten mit einer akademischen Laufbahn, so Demirel etwas überspitzend, 
würden ja oftmals die besten Schläfer ausgemacht.Demirel stellte aber auch unmissverständlich Klar: "Ich möchte weder das Kopftuch verteidigen noch dessen Symbolik für Islamisten klein reden. Es ist ein Kampfsymbol, und zwar international. Die Islamisten propagieren das Kopftuch als Gottes Befehl, gerade dort wo sie bereits die Macht innehaben."

Weiter ging es mit einen religionsgeschichtlichen Exkurs. Nach der Auffassung der Muslime,  bezeichnet der Islam die letzte göttliche Offenbarung an den Propheten Mohammed. Zum Begriff Islam gehört auch, die historische Entwicklung jener Religion nach dem Tod Mohammeds. Aycan Demirel zitierte in diesem Kontext den bekannten Islamwissenschaftler Bernard Lewis. So umfasst der Begriff, so der Islamwissenschaftler Bernard Lewis: "Theologie und Mystisizmus , Kult und Ritual, Gesetz und Politik und den gesamten Komplex dessen, was zahllose Muslime im Namen ihres Glaubens dachten, sagten und taten." Zwischen der letzten und der ersteren Deutungen des Islams dürfte es einen so großen Unterschied geben, so Bernard Lewis weiter, wie zwischen dem Christentum Kaiser Konstantins und dessen der Bischöfe und  Jesu Christi.
Für Demirel ist der Islam eine Religion, die als gesellschaftliches Phänomen zu begreifen sei,  durch einen permanenten gesellschaftlichen Wandel gekennzeichnet ist, und dadurch in  unterschiedlichen Epochen der Zeitgeschichte unterschiedlich gelebt wurde und wird.

Der Islamismus dagegen, so der Refrent sei aber eine politische Ideologie. Islamisten verstehen die Religion aber nicht nur als Glaube und Ethik sondern als vollkommene und alles umfassende Lebensform und Ideologie. Der Anspruch wird erhoben, dass der Islam ein komplettes System verkörpere und die islamische Ordnung im Stande sei, alle Lebensbereiche zu regeln. Die Scharia, die islamische Rechts- und Werteordnung, müsste in allen Orten und Zeiten zur Geltung kommen.

Die Ursprünge des Islamismus, gehen auf die Umbrüche in den islamischen
Gesellschaften nach der französischen Revolution zurück. Islamische Intellektuelle suchten Antworten auf die Frage , warum die islamischen Staaten stetig an Macht einbüßten und was die Gründe dafür sein könnten. Ebenso verzweifelt wurde nach Ursachen für militärische Niederlagen und Gebietsverluste gesucht. Nicht zu letzt stand die gesamte Rückständigkeit der islamischen Gesellschaften in Bezug auf Industrialisierung und technischen Fortschritt, auf dem Prüfstand. Diese Fragen führte zur Entstehung des Islamismus als politisches Projekt. Vor allem ging es der ersten
Generation der Islamisten um eine Abwehr westlich-kultureller Einflüsse auf die Umma. Die politischen Kontrahenten der Islamisten waren von den aufklärerischen Ideen aus Europa stark geprägt und schlugen einen sekulär-laizistischen Weg ein, wie zum Besipiel die Jungtürken im Osmanischen Reich.

Die zweiten Generation der Islamisten, wie Sayyid Qutb und Hassan al Banna,
bilden die wichtigste Referenzquellen der heutigen Islamisten. Von ihnen
1928 gegründete Moslembrüderschaft hat den Begriff "Gottesherrschaft" geprägt. Dieser Herrschaft, der "Souveränität Gottes", müsse sich der Mensch vollständig unterwerfen. Die bestehende Gesellschaftssysteme ohne islamische Ordnung  werden abgelehnt, sie seien nicht-islamisch, und gehörten damit zur Kategorie der "Jahilliya", also zu vorislamischen
Gesellschaften. In diesem Kontext wurde auch der Begriff des "Jihad", also des heiligen Krieges, geprägt. So sei auch die Botschaft Osama Bin Ladens zu verstehen, als er nach den Terroranschlägen am 11. September die Tötung von Amerikanern und Juden, zur "individuelle Pflicht eines jeden Muslims" erklärte.

Demirel kam dann zum Kern seines Referates,  dem aktuellen Antisemitismus islamistischer  Provenienz. Sayyid Qutbs (Begründer der Moslembruderschaft) Schriften allgemein und sein Pamphlet "Unser Kampf gegen die Juden" im Besonderen,  sind in der gesamten islamischen Welt
sehr verbreitet. Die Quintessenz des islamistisch-antisemitischen Standartwerkes bringt Demirel kurz auf den Punkt: "Hinter jeder spaltenden Tat in Bezug auf das letzte islamische Kalifat und hinter dessen Auflösung, sowie hinter der Abschaffung der Scharia durch Atatürk stand stets ein Jude. Alles, was seitdem gegen das islamische Erwachen im Rahmen eines erklärten Krieges gegen alles Ungläubige auf dieser Erde geschieht, ist als das Werk der Juden zu sehen."

So z.B. verfolgt der palästinensische Ableger der Moslembruderschaft, die Terrororganisation HAMAS, das Ziel, Israel auszulöschen und Palästina zu befreien. In der 1988 formulierten Charta wird dieser Anspruch programmatisch festgehalten: "Palästina ist gesegnetes islamisches Territorium und erstreckt sich vom Mittelmeer bis zum Jordan. Es bildet eine unteilbare Einheit."

Es wird an mehreren Stellen auf die Mythen der jüdischen Weltverschwörung
Bezug genommen. Die Juden wären die Hintermänner der französischen und der kommunistischen Revolution  und ständen hinter den meisten anderen
Revolutionen.

An einer anderen Stelle der Hamas-Charta wird formuliert: "Die Juden haben
den ersten Weltkrieg ausgelöst, um das islamische Kalifat auszulöschen, sie
haben auch den zweiten Weltkrieg verursacht um die Gründung des Staats
Israel vorzubereiten."

Der Imam Khomeini, hatte in seinen Predigten jede Art von Nationalismus und
Imperialismus und "westliche Arroganz" abgelehnt, und die Befreiung Palästinas propagiert. Wie Khomeini, sieht auch die vom Iran unterstützte Hisbollah Israel als verlängerter Arm des westlichen Imperialismus im Nahen Osten.
Israel wird entsprechend als Quelle allen Übels und aller Gewalt in dieser
Region und als Haupthindernis einer islamischen Einheit angesehen.

Die Welterklärungsmuster der Islamisten sind überall gleich. Das vom Allah
verdammte Volk, die Juden oder manchmal politisch korrekter ausgedrückt die Zionisten, seien an allem Schuld.

So ist es auch bei Milli Görüs, der hier in Deutschland über starke Strukturen verfügt. In ihrem politischen Programm, Adil Düzen (Gerechte Ordnung),
dessen Verfasser der türkische Islamist Erbakan ist, heisst es: "Der Zionismus ist ein Glaube und eine Glaube, dessen Zentrum sich bei den Banken der New
Yorker Wallstreet befindet. Die Zionisten glauben, dass sie die
tatsächlichen und auserwählten Diener des Gottes sind. Ferner sind sie davon
überzeugt, dass es ihre Aufgabe ist, die Welt zu beherrschen. Sie verstehen
die Ausbeutung der anderen Menschen als Teil ihrer Glaubenswelt. Die
Zionisten haben den Imperialismus unter ihre Kontrolle gebracht, und beuten
mittels imperialistischer Staaten aus."

Man findet im Koran an mehreren Stellen judenfeindliche Äusserungen. Den
Juden wird an einigen Stellen vorgeworfen, die göttliche Offenbarung an
den Propheten Jesus nicht anerkannt und ihn getötet zu haben.
Sie hätten Gottes Botschaft nur für sich behalten, um sie schließlich zu verfälschen.
Und daher hätte Gott quasi als gerechte Strafe, Juden in Schweine und Affen
verwandelt.

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