AntifaschistInnen weisen auf Geschichtsfälschung hin
Am 11. Februar 2005 haben AntifaschistInnen die sich selbst die "Unbeugsamen" nennen, mit einer spektaktulären Aktion auf einen skandalösen Umgang mit Deutscher Geschichte in Muldenstein (Landkreis Bitterfeld) hingewiesen. In Muldenstein weisen seit einige Zeit Schilder auf die "Leistungen des ehemaligen IG-Farben-Betriebes" hin. Auf den Tafel erfährt man zum Beispiel völlig unkommentiert, dass der Chemiekonzern in Muldenstein, dass "Siedlungswerk der Betriebsgemeinschaft Mitteldeutschland in den Jahren 1938 bis 1942 errichtete". Einen Hinweis zur tatsächlichen Geschichte des Konzerns und vorallem zu dessen Verstrickung in die nationalsozialistischen Verbrechen dagegen, sind auch nach intensivster Suche nicht anzutreffen.
Einen ergänzenden Hinweis, wenn auch nur temporär, konnten interessierte Beobachter nun Anfang Februar ausmachen. Eine Ergänzungstafel mit der Aufschrift "Auschwitz", zierte das Areal in der sachsen-anhaltinischen Gemeinde. In einem "kleinen Aufklärungsblatt" begründeten die AntifaschistInnen ihr Vorgehen: "1926 begann in Leuna die Herstellung von synthetischem Benzin, dessen Kosten zu hoch waren - ohne Hilfe des Staates war die Benzinsynthese nicht überlebensfähig. Aus diesem Grund wandte sich 1932 der Direktor der Leuna-Werke Bütefisch an Adolf Hitler, um herauszufinden, ob das zu teure synthetische Benzin der IG weiterhin durch Schutzzölle subventioniert würde. Darauf folgte im Rahmen des Hitlerwahlkampfes eine Spende in Höhe von 400.000 Reichsmark. Am 14. September 1933 wurde zwischen der IG Farben und Hitler ein Vertrag unterzeichnet, der der IG die Alleinrechte zur Benzinversorgung der Wehrmacht sicherte. Bis 1937 waren nahezu alle Direktoren Mitglied der NSDAP. Die Aufsichtsratmitglieder der IG nannten sich im internen Kreis „Der Rat der Götter“. Wichtige Produkte der IG während des 2. Weltkrieges waren die Stickstofferzeugnisse zur Herstellung von Munition, „Buna“ - synthetisches Gummi als Kautschukersatz, synthetisches Benzin, der Kunststoff Perlon und das Nervengas Tabun. Von den 43 Hauptprodukten der IG waren 28 Produkte für die Wehrmacht. Die IG übernahm eine Reihe von Chemiewerken in besetzten Gebieten, wie die in jüdischem Besitz befindlichen österreichischen Skoda-Werke Wetzler. Durch den - durch den Krieg hervorgerufen - Arbeitskräftemangel forderte die IG immer lauter ZwangsarbeiterInnen. Und so beschloss man im Juni 1942 dieses Problem durch Errichtung eigener KZ zu lösen. Das Konzentrationslager Monowitz, Auschwitz 3, wurde gebaut und nach wenigen Monaten fertiggestellt. „Vernichtung durch Arbeit“ wurde für die IG zum Leitsatz. IG Auschwitz kostete über 30.000 Häftlingen das Leben. Auch im benachbarten Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau war die IG aktiv. Ihre Tochtergesellschaft Degesch (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung) lieferte Zyklon B (ein Schädlingsbekämpfungsmittel auf Blausäurebasis), das am 25. Oktober 1941 erstmals an Menschen „getestet“ wurde. Eine Gruppe von 800 sowjetischen Kriegsgefangenen wurde in einer Gaskammer von Auschwitz damit getötet. Damit war der Weg frei zur industriellen Ermordung von Millionen Jüdinnen und Juden . Der damals weltgrößte Chemiekonzern ist außerdem für den Tod von 350.000 ZwangsarbeiterInnen und für medizinische Experimente an KZ-Häftlingen verantwortlich.
Die IG Farbenindustrie AG wurde 1946 durch Beschluss des Alliierten Kontrollrates aufgelöst. Ein Schild zur „Würdigung“ der Verdienste der IG – Farben hat auf dieser Welt nichts verloren. Wir fordern eine sofortige Entfernung dieses Schandflecks."